Die alchemie in älterer und neuerer zeit : Ein beitrag zur culturgeschichte / von Hermann Kopp.
- Hermann Franz Moritz Kopp
- Date:
- 1886
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die alchemie in älterer und neuerer zeit : Ein beitrag zur culturgeschichte / von Hermann Kopp. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
329/440 (page 319)
![Natur, Oder Entdeckung des allergeheimesten Schatzes derer Weisen, seyende nichts anders als der rothe Lebons-Safft, davon alle Gescliöptle nach dem Willen des Allmächtigen herstammen, erhalten, und fortgepflantzct werden. Den Kin- dern der Weilsheit zum Besten hervorgegeben von Anonymus von Seh war tz- fuTs ist z.B. gegeben ein „Anhang, Worinnen der Mercurius sophorum als redend aufgeführet wird, und der im Übrigen recht heidnische Monolog dieses Mercurius schliefst: „Jehovah sei Preis und Ehre, Amen. Im zweiten Falle spricht der Belehrende in der dfitten Person, auch wenn Derjenige als redend vorgeführt wird, welcher der Verfasser der betreuenden Schrift ist oder als solcher gelten soll, wie z. B. in dem gröfseren Theile des dem Avicenna unterge- schobenen Baches De anima in arte alchimiae (vgl. S. 15 im I. Theil), wo Dixit Ahuali Ahincine eine gewöhnliche Redewendung ist. — Dafs in einem Send- schreiben der Adressant den Adressaten anredet, versteht sich von selbst (tvo])ei denn auch 11. Lull in dem Gompendium animae transniutalionis artis metallorum Kuperto regi transmissum es an Be.c illustrifisime und Serenissime Princeps nicht fehlen läi'st und die Epistola Arnoldi de Villanova super alchymia ad regem Neapolitanum das Et nota, o rex öfter hat als man für nöthig halten sollte). Aber auch sonst sehr oft wendet sich der Verfasser direct an den Leser als ein Lehrer an den Schüler oder wie ein Vater an den Sohn. In der letz- teren gemüthlich ansprechenderen Form sind z. B. R. Lull's Testamentum und Codicillus geschrieben; Fili und Carissime fdi wird der Leser da fortwährend angeredet und mit Scito fili, Fili bene cognoscere debes und in ähnlicher Weise beginnen die gegebenen Anweisungen; dieses Beispiel fand oft Nachahmung: noch eine zu Frankfurt u. Leipzig 1772 herausgekommene Schrift: „Ein aus- erlesener herrlicher Tractat von dem philosophischen Wasser. Jiicerti aiithoris^' läfst den Vater dem Sohn „ein Verständnifs des rechten wahren philosophischen Steins, und wie in dessen Präparation procediret werden solle beibringen, und auf jeder Seite wiederholen sich Anreden wie „mein Sohn, „allerliebster Sohn und ähnliche. Beiderlei Darlegungsformen finden sich in dem vorerwähnten dem Avicenna zugeschriebenen Werk, aber der da der Belehrung gewürdigte Sohn ist nicht der Sohn im Geiste sondern der leibliche Sohn des Lehrenden (Abu- zalemi heifst da dieser Jüngling, doch ein anderer Name kommt auch vor: es existirt auch eine wohl eben so ächte Declaratio laiiidis physici Avicennae fdio suo Aboali). Aber manchmal verhält sich da der junge Mann nicht lediglich passiv sondern äui'sert auch er sich; damit geht die Form der Darlegung in die des Dialoges über. Die dialogische Lehrform war für die Alchemie schon frühe an- gewendet. Die wahrscheinlich älteste unter den S. 3 im L Theil besprochenen Schriften: die wohl dem vierten wenn nicht einem früheren Jahrhundert ange- hörigen Physica et mi/siica eines Democrit (vgl. S. 202 u. 219 ebenda) fanden bald in einem Synesios einen Comnu^ntafor; der Commentar Desselben ist an einen Dioskoros gerichtet und in Gesprächform abgefafst, so zwar, dals Dios- koros eine Bemerkung oder eine Frage aufwirft, auf welche dann Synesios belehrend antwortet, nicht ohne ab und zu den Anderen der Zerstreutheit zu zeihen und zur Aufmerksamkeit und Anstrengung seiner Geisteskräfte zu er-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21017293_0329.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)