Die Tuberkulose vom Standpunkte der Infectionslehre : inest dissertatio / Iulii Cohnheim.
- Julius Friedrich Cohnheim
- Date:
- [1879?]
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Credit: Die Tuberkulose vom Standpunkte der Infectionslehre : inest dissertatio / Iulii Cohnheim. Source: Wellcome Collection.
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![leug-nen? In der That, wcr das Unzureicliendo und Unzuverlassige der rein anatomisclien BeAveisfiUn-un^- in der Patholo^iie darthun will, fiir den mochte es kaum ein .^relleres Beispiel ,i;-eben, als die (ireschichte der tnberkulosen Doctrin. Die Laennec'sche Auffassunf;', Avelche in der Nei- ^iinf^' zur Verkiisunii das Kriterium der Tuberkuk)so sah und desshalb die kasifi'e Pneumiini(.' unb»,'(lenk]it'h als infilti'irte Tul)ei'kulose der dissemi- nirten an die Scite stellte, ii'laubte Virchow durch (hm Hinweis auf die Verkasunjj-en der Exsudate und der oben erwiilmten (jeschwulstarten ver- werfen zu diirfen. Gewiss mit gutem Grund. AVenn nun aber Vircliow das aus lymphkorperartig-en Zellen zusammengesetzte, rundliche Knotchen als das Kriteriuin der Tuberkulose aufstellte, so konnte ihm mit ebenso gutem (h'und entgegengehalten werden, dass dann auch manches syphili- tische oder lupose Kuotehen, manches Lymi^hom und selbst manches vollig unschuldige (/ranulom der Tuberkulose eingereiht werden miisse. Und doch haben Beide bis zu einem gewissen Grade Recht. AVeder die Vcrkasung, noch das Kniitchen diirfen aus der Geschichte der Tuberkulose gestrichen wei'den, obschon keines von beiden an sich fiir die Tuberkulose characteristisch ist. \'ielmehr sind (Ue kiisige Coagulationsnekrose und ebenso das aus Lymph- k(3rperclien besteliende rundliche Knotchen nur dann der Tuberkulose zu- zurechnen, wenn ihre Uei)ertragung Tuberkulose zu erzeugen vermag, d. h. wenn sic scjbcr Pi-oduct des tubcrkulosen Virus sind. Die Liipfung mit einem \t'ikiistcn Saikom- odcr Myonistiick hat niemals Eifolg, und auch mittelst Inoculatioii von Liipu.skniitchen und einfaclien Lymphomen ist es niemals gegliickt, die Tuberkulose hervorzurufen, welche nach Ueber- tragung von echten Tuberkeln und scrophuliisen Lymphdrlisen, wie gesagt, niemals ausbleibt. Aucli ftir die mikroskopische Uriitung steht es niclit aiiders. Znr Zcit der Anfiinge der pathologischen Histologie hat Lebert das Kiitciiuni dcs Tuberkels in jenen gesclirumpften, saft- und glanzlosen Bilduii,::rii gcsuclit, die wir heutzutage als „kernlose Schollen bezeichnen wiirden; neuerdings hat es eine Weile gcschienen, als wollte man die Kiesenzcllen mit wandstiindigen Kernen zu pathognomonischen Kennzeichen des Tubcrkels stempeln. Nun, kernlose SclioIIen gicbt es freilich in allen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b20389395_0014.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)