Die Eiweisskörper und die Theorie der kolloidalen Erscheinungen / von Jacques Loeb.

Jacques Loeb

Date:: 1924

Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Die Eiweisskörper und die Theorie der kolloidalen Erscheinungen / von Jacques Loeb. Source: Wellcome Collection.

90/316 (page 78)

aber nicht der Fall. Beim Na4Fe(CN)6 ist die fällende Konzentration sogar noch geringer, als man annehmen müßte, wenn allein die Wirkung des Na-Ions in Rechnung gesetzt wird. In den geschilderten Versuchen war eine stabilisierende Wirkung der mehrwertigen Anionen nicht vor- handen. Immerhin kann aus unseren Kurven die Möglichkeit einer Stabili- sierung durch Salzwirkung gefolgert werden, nämlich in dem Fall, wenn die Potentialdifferenz in salzfreier Lösung unterhalb des kritischen Wertes liegt. Wenn dann Zusatz eines Salzes die Potentialdifferenz steigert, wird auch die Suspension stabilisiert. 3. Kritische Potentialdifferenz und Stabilität der Emulsionen. In der kolloidchemischen Literatur ist es üblich , zwischen den sogenann- ten Emulsoiden und Suspensoiden zu unterscheiden. Diese Bezeichnungen gründen sich auf die Annahme, daß Elektrolyte die Stabilität der Emul- sionen anders als die der Suspensionen fester Teilchen beeinflussen; doch geht aus den Versuchen von Powis1) hervor, daß dies nicht richtig ist. In Wasser suspendierte Öltröpfchen sind gewöhnlich negativ geladen. Bei den Versuchen von Powis betrug die maximale Potentialdifferenz 70 Millivolt. In dieser Beziehung verhielten sich die Tröpfchen also wie die Kollodiumteilchen, und wir schließen hieraus, daß das Zustande- kommen der Potentialdifferenz, wenn nicht ausschließlich, so doch zu einem sehr wesentlichen Teil, durch die Eigenschaften des Wassers bedingt ist. Hervorzuheben ist, daß Powis reines Öl verwandte, das praktisch säurefrei war. Der Einfluß verschiedener Salze auf die Poten- tialdifferenz zwischen den Öltröpfchen und dem Wasser ist in den Kurven der Abb. 22 dargestellt. Die Ordinaten sind die Potentialdiffe- renzen in Volt und die Abszissen die Kubikwurzeln aus der Salzkonzen- tration (Millimole pro Liter). Wie die Kollodiumteilchen waren auch die Öltröpfchen negativ geladen. Man erkennt, daß K4Fe(CN)6 die Potentialdifferenz von 46 bis auf 70 Millivolt vermehrt, während KCl sie nur bis auf 61 Millivolt bringt. BaCL, A1C13 und ThCl4 vermindern nur die Ladung; die beiden letzteren Salze ändern sogar das Vorzeichen. Die Abb. 22, die die Ergebnisse von Powis enthält, stimmt prinzipiell mit unserer Abb. 17 über Befunde an Kollodiumteilchen überein. Die Ölemulsionen flockten stets dann aus, wenn durch den Salzzusatz die Potentialdifferenz unterhalb des kritischen Wertes von 30 Millivolt ge- bracht war. Da die entladende Wirkung der Salze mit zunehmender Kationenvalenz zunimmt, so muß auch die fällende Wirkung entspre- chend stärker werden; dies steht mit der Regel von Hardy in Überein- l) Powis, F.: Zeitschr. f. physikal. Chem. Bd. 89, S.91. 1914/15.