Mechanismus und Physiologie der Geschlechtsbestimmung / von Richard Goldschmidt.
- Richard Goldschmidt
- Date:
- 1920
Licence: Attribution-NonCommercial 4.0 International (CC BY-NC 4.0)
Credit: Mechanismus und Physiologie der Geschlechtsbestimmung / von Richard Goldschmidt. Source: Wellcome Collection.
112/288 (page 88)
![— 88 — Aomori-Männchen gekreuzt, etwa mittlere Intersexualität liefern^ was auch der Fall ist. Das Schema Fig. 49, dem von Fig. 48 ent¬ sprechend, erläutert dies ohne weiteres. Wir sind nun bisher über die intersexuellen Männchen hin¬ weggegangen. Fig. 50 gibt eine Serie männlicher Intersexualität wieder, wie sie aus verschiedenen F^- und Fg-Resultaten zusammen¬ gestellt werden kann. Wir wollen sie aber nicht mit gleicher Aus¬ führlichkeit behandeln. Es ist ja ohne weiteres klar, daß jede Kombi¬ nation, bei der in der Formel (F) MM ein hochAvertiges F mit niederwertigem M verbunden werden kann, zu intersexuellen Männ¬ chen führen muß. Es genügt festzustellen, daß sie auch nach Er¬ wartung produziert werden. Bevor wir nun in der Analyse weiter gehen, wollen wir uns- erst kurz klarmachen, wie weit dies uns in bezug auf das Problem dieses Abschnitts, das Wesen der Geschlechtsvererbung zu ergrün¬ den, geführt hat Wir haben wieder den einfachen Erbmechanismu^ der Heterogametie — Homogametie vorgefunden. Wir sahen aber, daß die Anwesenheit des Geschlechtsdifferenziators in homozygoter oder heterozygoter Form allein nicht genügt, über das Geschlecht zu entscheiden. Es war vielmehr eine bestimmte Quantität der Aktion dieser Faktoren nötig, um sie gegen die gleichzeitige selbst¬ ständige Aktion der Faktoren des anderen Geschlechts aufkommen oder unterliegen zu lassen. Der normale Geschlechtsvererbungs- mechanismus sorgt für die Kichtigkeit des quantitativen Yerhält- nisses, in dem er den einen Komplex konstant läßt (das mütter¬ lich vererbte [F]), und den anderen regulär in halber oder ganzer Quantität (M oder MM, ein X-Chromosom — 2 X-Chromosomen) verteilt. Können aber diese Quantitäten in einem sonst gleich¬ bleibenden System absolut verändert werden, so kann keine Fak¬ toren- oder Chromosomenkonstitution es verhindern, daß eine andere- und schließlich entgegengesetzte Sexualität erzielt wird. Wir wissen somit jetzt, daß der Geschlechtsvererbungsmechanismus der Hetero¬ gametie-Homoganißtie ein Mechanismus ist, der dafür sorgt, daß- die geschlechtsdeterminierenden Substanzen für beide Geschlechter in einem bestimmten quantitativen Verhältnis verteilt werden, so daß der einen oder anderen Substanzgruppe das Übergewicht verliehen wird. Dies bedeutet, daß wir nunmehr einen Schritt gemacht haben in der Richtung auf ein physiologisches Verständnis dessen, was der Mechanismus bezweckt Und es ist klar, daß dieses Problem vollständig gelöst Avürde, wenn лvir wüßten, was jene ge-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b18023046_0113.JP2/full/800%2C/0/default.jpg)