Mechanismus und Physiologie der Geschlechtsbestimmung / von Richard Goldschmidt.
- Goldschmidt, Richard, 1878-1958.
- Date:
- 1920
Licence: Attribution-NonCommercial 4.0 International (CC BY-NC 4.0)
Credit: Mechanismus und Physiologie der Geschlechtsbestimmung / von Richard Goldschmidt. Source: Wellcome Collection.
13/288 (page 1)
![.'ЛГлГ л,- ' 'im [у у ■■ I. Einleitung. Das Wesen der Sexualität Die Mehrzahl der biologischen Geschlechtsprobleme — und nur von biologischen Problemen ist in diesem Buche die Rede — ergibt sich aus der Tatsache des Yorhandenseins zweier verschiedener Geschlechter im Reich der Lebewesen. Die Fragestellungen und ihre Lösungen, die von dieser Tatsache ausgehen, bildeten stets eines der anziehendsten Kapitel der Wissenschaft vom Leben ; heute gehören sie auch zu den erfolgreichsten, sowohl in bezug auf die Fülle des Tatsachenmaterials, als auch die Tiefe des P]indringens in der Rich¬ tung auf kausales und physiologisches Verständnis. Wir werden ihrer Darstellung daher den größten Teil der folgenden Ausführungen zu widmen haben. Aber sie stellen nicht das gesamte Geschlechts¬ problem dar. Die Yoraussetzung für die Unterscheidung von Ge¬ schlechtern ist ja das Yorhandensein einer geschlechtlichen Fort¬ pflanzung. Und diese stellt bekanntlich eines der Grundprobleme der Biologie dar, dessen vollständige Lösung den Schleier von einem großen Teil des Geheimnisses des Lebens lüften würde. Dieser Augenblick ist noch nicht gekommen; aber das Material, das in unzähligen Yersuchen und Beobachtungen zusammengetragen ist, läßt bei richtiger Betrachtung wohl schon die Richtung erkennen, in der die Lösung einmal liegen mag. Es ist nicht so lange her, daß man ganze Gruppen von Lebe¬ wesen für so einfach organisiert hielt, daß sie sich dauernd und in alle Ewigkeit fort durch Zweiteilung zu vermehren vermögen. Mit wachsender Kenntnis hat sich die Zahl solcher Lebewesen mehr und mehr verringert und heute können wir sagen, daß im Tierreich — und im folgenden beschränken wir uns auf das Tierreich — es wohl kein sicheres Beispiel einer Form gibt, die sich dauernd ungeschlechtlich vermehren kann. Früher oder später kommt für alle tierischen Organismen ein Augenblick, in dem ein Sexualakt irgendwelcher Art eintritt. In der Regel ist das ein Befruchtungs- Goldschmidt, Mechanismus und Physiologie der Qeschlechtsbestimmung 1](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b18023046_0014.JP2/full/800%2C/0/default.jpg)