Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen / von Carl Gegenbaur.
- Date:
- 1898-1901
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Credit: Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen / von Carl Gegenbaur. Source: Wellcome Collection.
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![der vorher einheitlichen Platte betrachtet (Baur), so dass die Dermochelyden nicht niedere, sondern die am höchsten specialisirten Zustände vorstellten, so kann ich nur dem Urtheile Zittel’s beipflichten, der jene Deduction für unbegründet hält. Sie ist es aber nicht nur paläontologisch, sondern auch morphologisch, denn es existirt kein knöcherner Skelettheil, der, aus dem inneren Skelet stammend, dem Integument sich angeschlossen hätte, wohl aber ist der Weg in umgekehrter Richtung der von der Natur betretene. Dass das Endoplastron den Dermochelyden fehlt, ist kein stricter Beweis gegen deren niederen Zustand, der doch für die Formen, in denen wir ihn kennen, nicht als absoluter aufgefasst werden kann. Das Verhalten der Nuclial- und Pygcdplatten kann zu Gunsten der Deutung stimmen, dass die Neural- und Costalplatten nur mittelbar dem inneren Skelet ent- stammen. Zeigt auch die Nackenplatte manchmal eine vertebrale Verbindung, so ist sie doch sicher nicht aus einer Dornfortsatzverbreiterung entstanden, und die Pygalplatte kommt ohnehin durch den steten Mangel jener Beziehung gar nicht in Frage. Es sind also mehrere mediane Platten in dem Falle vom Dermalskelet ab- zuleiten, da sie nicht von den Wirbeln selbst ableitbar sind. Je nach dem auf diese Thatsachen fallenden Gewichte wird man die Phylogenese des gesammten Rücken- schildes vom Dermalskelet beginnen lassen an den zu größeren Platten vereinigten Stücken desselben, welche zum Theil sich dermal erhalten (Marginal-, Nuchal- und Pygalplatten, wohl auch die Supracaudalplatten), zum anderen Theil mit dem inneren Skelet verschmelzen und in es aufgehen (Neural- und Costalplatten). Dieser Process erscheint dann in abgekürzter Form, dadurch, dass Neural- und Costalplatten gar nicht mehr dermal zur Anlage kommen, sondern ontogenetisch als den betreffenden inneren Skelettheilen sich auflagernde und sie in ihren Bereich ziehende Ossifica- tionen entstehen. Ob sich für diese Hypothese auch noch paläontologische Zeug- nisse ergeben werden, bleibt dahingestellt. Vorerst hat sie aber in den nachmals beregten Thatsachen eine Berechtigung. Über den Schildkrötenpanzer s. Peters, Archiv f. Anat. u. Phys. 1839. Owen, Philosoph. Transact. 1849. Rathke, Entwick. d. Schildkröten. L. Rütimeyer, Über den Bau von Schale und Schädel bei lebenden und fossilen Schildkröten. Verli. d. naturf. Ges. Basel. 1872. C. K. Hoffmann, Bronn’s Classen u. Ordn. d. Thierreichs. Bd. VI. Abth. III. G. Baur, Osteolog. Notizen über fossile Reptilien. III. Zoolog. Anz. 1886. J. Berry Haycraft, Transact. Royal Soc. of Edinburgh. Vol. XXX,VI. P. II. No. 15. §73. Ossificationen des Integuments lassen bei den Säugethieren keine primi- tiven Beziehungen mehr erkennen. Sie finden sich auf die Ordnung der Edentaten beschränkt, aber da bei einer Abtheilung in sehr ausgedehnter Weise, einen mäch- tig entwickelten Knochenpanzer vorstellend. Dieser erscheint in größeren Complexen von Knochenplatten, welche bald mehr, bald minder beweglich unter einander verbunden sind. So deckt ein solcher Complex den Kopf, ein zweiter, größerer umschließt schildförmig den Rumpf und ist in seinem mittleren Abschnitte in eine Anzahl von beweglichen Gürteln aufge- löst, welche aus je einer Reihe von Knochentafeln bestehen (Dasypus), oder er wird aus enger verbundenen Stücken unbeweglich zusammengesetzt (Glyptodon). Auch der Schwanz empfängt eine bei den elfteren ihn vollständig umschließende Gegenlaui-, Vergl. Anatomie. I. ] 2](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21994663_0199.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)