Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen / von Carl Gegenbaur.
- Date:
- 1898-1901
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Credit: Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen / von Carl Gegenbaur. Source: Wellcome Collection.
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![§ 76. Die schon bei niederen Cölenteraten aufgetretene Bedeutung des Ectoderm für die Entstehung von Stützgebilden kommt in höheren Thierstämmen durch die Erzeugung cuticularer Schichten zu immer größerer Wichtigkeit. Wie solche Cuticularschichten den Körper bedeckend schon bei Würmern eine Stützfunction übernehmen (Nemathelminthen), bei anderen [Rotatorieri] mit einer Gliederung des Körpers dieser sich anpassend einen Hautpanzer vorstellen, welcher bei den Arti- culaten (Arthropoden) seine den ganzen Organismus beherrschende Ausbildung empfängt, ward bereits beim Integument gewürdigt. Aus diesem Verhältnisse erklärt sich auch das Fehlen selbständiger innerer Stützgebilde in jenen Abthei- lungen. Was von festeren Bildungen im Inneren des Körpers besteht, wird durch Fortsätze des Hautskelets (nach innen) dargestellt, oder ist von solchen ableitbar. Auch bei den Brachiopoden übernimmt die vom Integument gebildete Schale die Rolle innerer Stützen, und lässt von der dorsalen Klappe sogar bei einem Theile feste Spangen als Stützgebilde der Tentakelarme nach innen abgehen. Auch im Molluskenstamme hat das Ectoderm durch die Production des Gehäuses die Lieferung von Stützorganen übernommen, wenn auch der Werth der- selben vorwiegend in einem Schutze des Körpers liegt, und in der Einrichtung ganz andere Verhältnisse als bei anderen Cuticulargebilden zum Ausdrucke kommen. Allen diesen vom Ectoderm hervorgebrachten, mehr oder minder dem ganzen Körper dienstbaren Bildungen stellen sich solche gegenüber, welche nicht mehr zugleich Schutzorgane, sondern, ohne genetische Beziehung zum Integument, auch in physiologischer Hinsicht reine Stützgebilde sind. Damit ist eine Arbeitsteilung erfolgt, durch welche die Stützleistung, ohne Nebenbeziehungen ausgeübt, zum vollkommeneren Vollzüge gelangt. Wir haben auch diese Organbildung bereits bei den Cölenteraten gesehen. In den vom Entoderm ausgegangenen Zellsträngen der Tentakel der Trachymedusen waren ausschließlich stützende Theile gegeben, durch ein bestimmtes Gewebe geformt (S. 181). Solche Stützbildungen treffen wir nur sehr vereinzelt wieder, aber sie sind von großer Wichtigkeit, weil sie einen neuen Weg bezeichnen, welchen die Skeletbildung einschlägt. Unter den Anneliden ist es ein Theil der Tubicolen (Sabellen), bei denen die Ausbildung am Kopfe entspringender respiratorischer Organe (Kiemen) diese Stützgebilde hervorrief. Wieder aus Zellen bestehendes Gewebe stellt diese vor, Cuticularmembranen umschließen die Formelemente, welche, wie bei den genannten Medusen, von Vacuolen durchsetzt sind und ihr Protoplasma in verschiedener An- ordnung zeigen. Die cuticularen Membranen bilden eine Intercellularsubstanz. Das Gewebe ward als Knorpelgewebe gedeutet. Seine Abstammung ist noch nicht festgestellt. In bestimmterer Art treffen wir Knorpel als Stützgewebe unter den Mollusken, zunächst bei Ceplialophoren. Im Kopfe dieser Thiere liegen, von der Muskulatur des Pharynx umschlossen, zwei oder vier mehr oder minder innig mit einander verbundene Knorpelstückchen, die für andere Organe einen Stützapparat darstellen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21994663_0205.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)