Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen / von Carl Gegenbaur.
- Date:
- 1898-1901
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Credit: Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen / von Carl Gegenbaur. Source: Wellcome Collection.
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![Fig. 109. Die Bedeutung der Chorda dorsalis als einheitlichem Stützorgan des Körpers erhält sich am vollständigsten bei den Cyclostomen, da bei diesen die bereits aufgetretenen Knorpeltheile, im Umfang be- schränkt, eine noch untergeordnete Rolle spielen. Die Chorda erstreckt sich, von der vorhin beschriebenen Scheide umgeben, vom Cranium aus durch die Länge des Körpers, mit welchem sie unter Erhaltung ihrer epithel- artigen äußersten Zellschicht wächst und da- mit dauernd in Function steht. Auch in der Anordnung der Chordazellen ergeben sich, noch manche an die Befunde von Amphioxus erinnernde Verhältnisse (vergl. Fig. 95 mit Fig. 110). Ihre Beziehung zum Central- nervensystem spricht sich in einer dorsalen Abplattung ihrer Cylinderform aus, welche zuweilen auch rinnenförmig ausgebuchtet ist, und mit dieser Vertiefung das Rückenmark [m] aufnimmt. Das perichordale, membranöse Skelet- gewebe geht dorsal in eine Überbrückung des Rückgratcanals über und umschließt dabei oberhalb desselben einen weiten, von großen fettführenden Zellen erfüllten »Dach- raum«. Diesem Gewebe kommt mit seiner membranösen Umschließung wohl gleichfalls eine Stütz- und zugleich Schutzfunction für das Rückenmark zu, indem es den Rückgratcanal gegen Einwirkung von Druck von Seite der Musku- latur sichert. Es entspricht dem oberen Längsstrange, welcher schon bei Amphioxus aus der Vereinigungs- stelle der membranösen Seitenwände des Rückgrat- canals entstanden war (S. 191). Ventral setzt sich das perichordale Stützgewebe mit der Chorda zuge- kehrter Verstärkung in die Cölomwand fort, und hier sind ihm zunächst die Cardinalvenenstämme (v) an- gelagert, sowie median unter der Chorda die Aorta («) verläuft, beiderlei Blutgefäße durch lockeres Zwischengewebe unter einander verbunden. Die von der Seite der Chorda auf- und abwärts fortgesetzte, aus straffen Faserzügen bestehende Membran hat nach außen netzförmiges Gewebe liegen, und da, wo sie dorsal und ventral die Chorda verlässt, umfassen ihre Abzweigungen solches Gewebe. In dasselbe gehen auch Faserzüge von der strafferen Schicht über, so dass es derselben nicht unbedingt fremd ist. Horizontaler Längsschnitt durch die Chorda eines 6mm großen Ammocoetes. Ch Chorda. E Elastica. pn Kerne der peripheren Zelllage. cn centrale Kerne. M Anlagen der Mushel- segmente. (Nach Klaatsch.) Fig. 110. Querschnitt durch das Rückgrat von Ammocoetes. Ch Chorda. cs Chordascheide, m Rückenmark. a Aorta, v Cardinalvenen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21994663_0244.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)