Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![benachbarten Längsnebenschnitte deutlich eine Diskrepanz gegenüber dem Lote erkennen und zwar im gleichen Sinne wie der Längsmittelschnitt. Auch parazentral werden nämhch Linien, um vertikal zu erscheinen, mit dem oberen Ende nach aussen abweichend eingestellt. Allerdings müsste bei be- züglichen messenden Untersuchungen ^) die Abbildungsweise der dargebotenen Objekte genau berechnet werden. Haploskopische Beobachtungen dieser Art sind dadurch sehr erschwert, dass die Sicherheit in der Bestimmung der korrespondierenden Netzhautstellen im indirekten Sehen rasch abnimmt (Mandelstamm [79], Schoeler [112]). Auch die bei den bisherigen Erörterungen stillschweigend gemachte Voraussetzung, dass die Netzhautelemente, welche die Empfindung einer Geraden vermitteln, in einem Meridian oder grössten Kreis der Netzhaut gelegen seien, scheint, wenigstens bei gewissen Personen, nicht genau zuzutreffen. So beobachteten ßecklinghausen (99, S, 134) und Berthold (9, S. 138) Scheinkrümmungen an objektiv geraden Linien. Der erstere sah an einem aufrecht stehenden rechtwinkeligen Kreuze — bei ein- äugiger Fixation des Mittelpunktes aus geringerer Distanz wie 25 cm — den Längsbalken nach aussen, den Querbalken nach oben schwach konkav ge- krümmt. Berthold fand in analoger Weise ein Lot scheinbar nach aussen konkav, ein Mitbeobachter (stud. Engelmann) sah dasselbe im Fixations- punkte scheinbar nach aussen geknickt^). Bourdon (S. 98) hingegen fand beim Versuche, drei Lichtpunkte in eine vertikale oder horizontale Gerade ein- zustellen, für sein Auge keine deutliche Diskrepanz. Diskrepanzerscheinungen, bezw. Strecken- und Richtungstäuschungen wurden endlich auch in der Umgebung des blinden Flecks beobachtet. Die Mehrzahl der Untersucher (E. H. Weber [141], A. Eick und P. du Bois- Eeymond [39], Volkmann [138], Aubert [3, 4], Helmholtz [49, L A. S. 579, IL A. S. 722 — 723], Hering [54, S. 22], Woinow [143]) fand aller- dings, dass für ihre Augen Strecken, in deren Mitte der blinde Fleck fällt, keine Änderung ihrer scheinbaren Länge erfahren. Bei den Genannten erscheint demnach die Papilla nervi optici sozusagen bei der Verteilung der Lokalzeichen oder Paumwerte voll eingerechnet. Dass übrigens dieser Partie im optischen Zentrum überhaupt Elemente von bezüglichem Lokalzeichen ent- sprechen , beweist die bekannte Tatsache der entoptischen Sichtbarkeit des 1) Bourdons (12, p. 103) Versuche, drei indirekt gesehene Lichtpunkte auf einer frontalen Ebene in eine scheinbare Gerade einzustellen, ergaben Anordnung in einer gegen den fixierten Punkt konvexen Kurve, ähnlich wie im Schachbrettmuster nach Helmholtz. — Die Beob- achtungen von Helmholtz (49, S. 547, II. S. 688 ff.) über den Vergleich von Winkeln nach dem Augenmasse sind mit wanderndem Blick angestellt, betreffen also im wesentlichen Suk- zessivvergleiche mit einer und derselben Netzhautpartie. Allerdings ist die Möglichkeit, dass diese Verzerrungen im dioptrischen Apparate, nicht im nervösen begründet seien (Recklinghausens Erklärung [99, lOOJ), nicht sicher auszuscliliessen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0056.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)