Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![nach rechts hin gegen den Fixationspunkt und nach oben bis etwa zur gleichen Höhe mit diesem verschoben. Der rechte Winde Fleck befindet sich hingegen in seiner typischen Lage weiter seitlich und unten vom Fixations- punkte. Einen geradezu schönen Anblick möchte ich es nennen, wenn ich am Zenith des wolkenlosen italienischen Abendhimmels das Haidin gersche Büschel doppelt sehe, asymmetrisch flankiert von den blinden Flecken — beides ein Ausdruck der anomalen Verschiebung der beiden Einzelfelder gegen- einander. Mit der Bezeichnung „blinder Fleck meine ich hier durchwegs den subjektiven entopischen Eindruck als dunkler, eventuell kontrastiv gefärbter Fleck, nicht die objektive Stelle des Aussenraumes, welche auf der Eintritts- stelle des Sehnerven zur Abbildung kommt. — Meine Schielstellung, von welcher — wie ich seinerzeit eingehend nachgewiesen habe — die anomale Lokalisationsweise der Eindrücke des schielenden Auges im Prinzip völlig unabhängig ist, besteht bei Rechtsfixation und beim Nahesehen für das hnke Auge in relativer Divergenz, Hebung, Rollung um die hintere Halbachse (d. h. von vorne gesehen gegen den Sinn des Uhrzeigers), beim Fernesehen jedoch jenseits ca. 1 Meter in Konvergenz, Hebung, Rollung in demselben Sinne wie beim Nahesehen. — Dazu sei noch bemerkt, dass meine früheren Angaben bezüglich der sensorischen wie der motorischen Anomalie meiner Augen heute (September 1905), 8 Jahre nach der ersten Feststellung im August 1897, unverändert zutreffen. Ich habe mich davon in der Zwischenzeit durch meine Methode der entoptischen Eindrücke und zwar der Nachbilder (unter gleichzeitiger zahlenmässiger Charakterisierung der sensorischen Anomalie), der entoptischen Makulaflecke und der entoptischen blinden Flecke, ebenso der Sehschärfenmaxima, ferner durch meine Methode der messenden Bestimmung der Schielstellung (Tschermak [125]), endlich durch die Methode der para- doxen Doppelbilder immer wieder überzeugt. IV. Deutung der Diskrepanzerscheinungen. „Wir wissen, dass aueli .Täuschungen' Tatsachen sind und Gesetzen unterliegen. Mach, Sitzungsber. der Wien. Akad. d. Wiss. 52, II. Abt., 1865, S. 320. A. Ordnungswerte und Grössenwerte. Die oben geschilderten Strecken- und Richtungsdiskrepanzen stellen nicht blosse Unsicherheiten des Urteils dar, welche etwa durch Übung ein- geschränkt und behoben werden könnten, sondern erweisen sich — wenn wir Subjektives und Objektives, Raumempfindungen und „Raumreize^^ miteinander vergleichen — als typische und konstante Unrichtigkeiten oder, wie man im Geiste der älteren Erkenntnislehre zu sagen pflegt, als regelmässige Irrtümer und Täuschungen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0060.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)