Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![ein Stern erleiden kann bei mechanischer Reizung des inneren Ohres (Ur- bantschitsch [132] vergl. unten). Nicht unerwähnt bleibe ferner die viel diskutierte Winkelverzerruns, welche das Nachbild eines rechtwinkeligen Kreuzes oder der Fläche eines rechten Winkels erfährt beim Übergang der Gesichtsliuie aus der Primär- stellung oder einer Sekundärstellung in eine Tertiärstellung: die Verzerrung zeigt den umgekehrten Sinn bei Blickbewegung von einer Tertiärstellung aus (Ruete, Helmholtz, Volk mann, Donders, Hering). Jene Erschei- nung lässt sich beschreiben als Schrumpfung der in der Bewegungsbahn gelegenen Quadranten und als Schwellung der senkrecht dazu gelegenen. Sie tritt nicht bloss dann ein, wenn der Hintergrund — wie bei der üblichen Demonstrationsweise — in Quadrate geteilt ist, sondern auch bei Beobach- tung des Nachbildes auf einer gleichmässigen frontalen Ebene. Beim Be- obachten durch eine Röhre (Volkmann [140], S. 154) oder bei willkürlicher Än- derung der Augenstellung hinter den geschlossenen Lidern (Volkmann [140], S. 154) oder bei Beobachten des Nachbildkreuzes auf dem Himmelsgewölbe (Bourdon [12], p. 45—46) wird von den genannten Autoren eine blosse Drehung des ganzen Kreuzes (und zwar ein Schiefwerden des vertikalen Armes im gleichen Sinne wie sonst), aber keine Verzerrung angegeben. Das bezeichnete ' Problem bedarf meines Erachtens jedenfalls weiterer Untersuchung; einschlägige Studien habe ich bereits begonnen — Auf jene interessante Änderung des ! Massstabes, welche der subjektiven Gewölbeform des Himmels, dem Verschie- i dengrosserscheinen der Gestirne sowie der an ihnen gewonnenen Nachbilder am Horizont und im Zenit zugrunde liegt, sei hier nicht eingegangen. Endlich sei noch der als Metamorphopsien bezeichneten Verzerrungen im subjektiven Anschauungsbilde sowie ihrer anpassungsweisen Kompensation gedacht. Dieselben beruhen entweder auf Verzerrung des Netzhautbildes — bedingt durch Astigmatismus der brechenden Medien, speziell der Hornhaut, oder durch prismatische, unpassend astigmatische oder mangelhaft zentrierte Brillengläser. Aber auch pathologische Lageänderung der Netzhaut, beispiels- weise lokale Erhebung durch ein Exsudat, kann Metamorphopsie hervorrufen (Förster [1862], S. 10, Classen [15], S. 34, Schirmer [109], Badal [7]). Im letzteren Falle sah Wundt (146, S. 5—11) die Scheinverzerrung nach Narbenbil- dung im Augenhintergrund schliesslich schwinden und vermutet eine anpas- sungsweise lokale Änderung des Massstabes, da die einzelnen Netzhautelemente wohl nicht in ihre ursprüngliche Lage zurückgekehrt sein dürften. Astigmatiker, denen Rechtecke trotz verzerrter Abbildung rechtwinkelig erschienen, zeigten nach Korrektion der Refraktionsanomalie zunächst Metamorphopsie trotz rechtwinkeliger Abbildung auf der Netzhaut; allmählich aber änderte sich 1) Versuche, die scheinbare Vertikale im Vergleich zum Lote bei Sekundär- und Tertiär- stellung des Auges zu bestimmen, hat Dastich auf Veranlassung von Helmholtz ange- stellt (49, I. A. S. 610, II. A. S. 754).](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0076.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)