Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![Drehung des horizontal hegenden Körpers um seine Längsachse (A.Nagel). Diese Stellungsänderuug ist bekanntlich zu Anfang erheblich, sinkt aber bald auf einen relativ geringen Betrag resistenter Rollung ab. Sie ist der Kopfneigung —■ bis zu einem bestimmten, sehr beträchtlichen Betrage derselben — entgegen- gesetzt^) und erscheint somit — beim Menschen allerdings nur mit einem jen- seits enger Grenzen bereits unzureichenden Erfolg, nicht so bei Tieren (W. A. Nagel [91]) — darauf gerichtet, die bisherige Einstellung der Netzhautmeridiane, speziell die fast lotrechte der Längsmittelschnitte und die wagrechte der Quer- mittelschnitte, zu erhalten und damit eine Verschiebung des Bildes auf der Netz- haut zu verhindern. Dementsprechend wird diese de norma stets beiderseits gleichsinnige und gleichmässige Rollung als eine kompensatorische oder an- passungsweise bezeichnet (R. P. An gier [2] gegenüber Y. Delage, welcher erhebliche Unterschiede zwischen beiden Augen angab). Ihre Vermittelung durch das Labyrinth wurde von W. A. Nagel (91) durch Tierexperimente^) erwiesen; an Eröschen, Fischen und Kaninchen kommen nämlich die kompen- satorischen Raddrehungen nach Labyrinthzerstörung in Wegfall (vergl. auch Hueck, Albrecht von Graefe; Cyon 1897 contra). An taubstummen Menschen mit Labyrinthstörung fand Feilchenfeld (37) allerdings die reflektorische Gegenrollung bei seitlicher Neigung des Kopfes noch vor, doch ist in diesen Fällen das Bestehen funktionierender Reste der Labyrinthe wohl nicht auszuschliessen. Labyrinthären Ursprungs sind wohl auch die Augen- bewegungen, welche reflektorisch durch aktive oder passive Drehungen des Körpers ausgelöst werden (vergl. speziell St. v. Stein [115]). An Taubstummen mit Labyrinthstörung fehlt der Schwindel bei Drehung des Körpers um die Längsachse (James [66]), sowie der Nystagmus bei geschlossenen Augen, nicht so offenen (St. v. Stein [115]). Zudem sei erinnert an die Augenmuskel- lähmungen, welche nicht so selten bei pathologischen Affektionen des Laby- rinths im Anschlüsse an Otitis media, ferner bei Tabes zur Beobachtung kommen. Zumeist handelt es sich um vorübergehende Abduzenslähmung gleicherseits (Keller, Boerne-Bettman,Styx, Urbantschitsch, P. Bon- nier, bezüglich Tabes Dieulafoy, Giraudeau). Nicht bloss im Tier- experiment (Fl ourens, Brown-Sequard, Hitzig, Cyon, Baginsky, Lucae, Högyes, Sewall, Ewald, Bonnier, Y. Delage u. a.), auch beim Menschen veranlasst Reizung des Labyrinths Nystagmus (Schwabach, Pflüger, Deleau, Kipp, Burckner, Moos, Jansen, M. Cohn, Gelle, Verdes, Urbantschitsch, Laurens, Juliusberger, P. Bon- nier^). 1) Jenseits dieses ümschlagspunktes erfolgen weit kleinere, positive Rollungen statt der bisherigen negativen (W. A. Nagel [91], Y. Delage, R. P. Angier [2]). 2) Vertikaldivergenz der seitlich stehenden Augen der Fische bei Seitenlagerung wurde beschrieben von J. Loeb (1891, 1894), F. R. Lee (1893, 189^, 1898), A. Tschermak (1902).](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0080.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)