Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![die primäre Quelle der Lokalisation zu sein — nichts anderes ist als der Ausdruck, der gewissermassen reflektorisch eintretende Effekt der je- weihgen Lage der Aufmerksamkeit, somit eine Folge der primären Lokali- sationsweise des Zielpunktes für den Blick darstellt^). In analoger Weise beruht das sensorische Zusammenarbeiten, die angeborene Sehrichtungs- gemeinschaft der Netzhäute nicht auf der gleichfalls kongenital begründeten Assoziation der beiden ßewegungsapparate. Allerdings setzt uns erst die letztere Einrichtung in Stand, die sensorische Verknüpfung beider Augen praktisch zu verwerten; doch an und für sich erweist sich die sensorische Korrespondenz als unabhängig von der motorischen Synergie. Ja, die sen- sorische Verknüpfung bezw. die Reizwirkung gleichgestalteter, die Aufmerk- samkeit fesselnder Doppelbilder veranlasst erst durch den zwangmässigen Fusionsreflex die völlig präzise Richtigstellung der beiden Gesichtslinien. Selbst bei erheblichen angeborenen Ungleichheiten in der Gleichgewichtslage beider Bulbi kommt auE diese Weise eine tonische Korrektur zu stände (Hof- mann und Bielschowsky [62], vergl. auch Tschermak [126] S. 16). Auf der anderen Seite scheinen mir aber die Augenmuskeln keineswegs jedweder ,,sensorischen Rolle zu entbehren (Tschermak [128], 40—41; Gehirn 60—61) '-). Dieselbe bedingt allerdings kein Bewusstsein von der Stellung unserer Augen,keine Wahrnehmung der SpannungsVerteilung im okulomotorischen Apparat. Vielmehr ist mit einer bestimmten Verteilungsweise der Kontraktion bezw. des Tonus auf die Augenmuskeln, sozusagen mit einem bestimmten objek- tiven Spannungsbilde die Qualität „scheinbar geradevorne für den optischen Eindruck verknüpft und zwar beim normalen ßinokularsehenden mit einer an- genähert symmetrischen Konvergenzstellung (Hering [58], S. 413, Sachs und Wlassak [104], Bourdon [12], § 81); andererseits ist die Qualität „schein- bar gleichhoch mit den Augen verknüpft mit einem bestimmten mässigen Senkungsgrad der Bhckebene. So erscheint mir der von der Meeresfläche gebildete Horizont, selbst von einem ziemlich erhöhten Beobachtungspunkte aus, deutlich höher wie meine Augen — die Meeresfläche selbst wie eine Schale oder die Innenwand eines Kraters ansteigend^). — Bei der Bestimmung von 1) Es seien nur als einer der zahlreichen Belege folgende Sätze zitiert (54, Heft 5, § 127, S. 344): „Das Gefühl oder die Vorstellung der Nähe geht der Konvergenzbewegung der Augen voran, ist Ursache, nicht Folge dieser Bewegung. Die Erklärung des Nahesehens aus Muskelgefühlen erscheint daher nicht nur überflüssig, sondern auch als ümkehrung des wahren Sachverhaltes. 2) Vergl. andererseits Bourdon (11) und (12), § 83, p. 159. Eine eingehendere Untersuchung dieses Problems habe ich begonnen. — Bourdon (12, § 82, p. 153—158) bestimmte bei „instinktiver Einstellung (Benützung eines Lichtpunktes im dunklen Raum) für sich einen gewissen Senkungsgrad, bei vermeintlicher Korrektur durch Überlegung einen gewissen Hebungsgrad: letzteres traf auch für den Mitbeobachter G. zu, während für den anderen (Blanche) das wirkliche und das scheinbare Gleichhoch zusammen- fielen. R. Mc Dougall (76) fand für sich im Hellen eine mässige, im Dunklen eine erheb- lichere Abweichung nach unten.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0091.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)