Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![„geradevorne und ,,gleichhoch wird nicht jenes objektive Spannungsbild wahrgenommen; seine einzelnen Komponenten bezw. die dadurch ausgelösten sog. sensiblen Erregungen besitzen keine Bewusstseinskorrelate. Vielmehr ruft jener unbewusste Komplex schliessHch eine relativ einfache Empfindung als psychischen Endeffekt hervor. Ein Gleiches gilt vom Stellungs- und Be- wegungssinn unserer Glieder. Übrigens besteht ein analoges Verhältnis zwischen unserer Bewegungsinteution, bezw. Bewegungs- und Stellungsvor- stellung, und der Verteilungsweise des Impulses bezw. der Kontraktion auf die einzelnen Muskeln, dem objektiven Kontraktions- oder Spannungsbilde, dessen einzelne Komponenten nicht „gewollt sind. In beiden Fällen ist das ob- jektive Spannungsbild, allgemein gesprochen, ein sehr kompliziertes, die da- mit verknüpfte Empfindung oder Vorstellung bezw. Intention kann eine sehr einfache sein, beispielsweise die Empfindungsqualität ,,gerade vorne oder ,,gleich hoch oder die Intention eine einfache Armbeugung auszuführen. Jene Verknüpfung einer bestimmten Augenstellung mit einer Empfin- dung von bestimmter „absoluter Lokalisation (d. h. von Lokalisation des ganzen Sehfeldes relativ zum eigenen Kopfe und Körper bezw. zu deren sub- jektivem Fühlbild nach Hering [54, 58]) ist allerdings einer weitgehenden Ab- änderung und Anpassung fähig. Bei vorwiegendem Gebrauch des einen Auges seitens sonst Normaler (Hering [58], vergl. auch Tscherning, Optique physio- logique p. 288), ebenso bei Schielenden und bei Einäugigen findet sich eine event. recht erhebliche Verschiebung der subjektiven Medianebene gegenüber der objektiven Sagittalebene des Kopfes, also eine Verknüpfung der Qualität ,,gerade vorne für einen optischen Eindruck mit einer ganz anderen Augen- stellung als beim Normalen. Auch erweist sich bei Schielenden — im ülegen- satze zu dem Verhalten Normaler (Sachs und Wlassak [104]) -- der Akkom- modationszustand als von Einfluss auf die absolute Lokalisation (Tscher- mak [128]). Die Abbildungsverhältnisse, z. B. der Abschluss des einen Auges, sind allerdings in beiden Fällen von Bedeutung (Sachsund Wlassak [104], Bourdon [12], § 81, p. 149, Tschermak [126]). Die Augenstellung für „gleichhoch, möglicherweise auch die für ,,geradevorne, variiert endlich mit der Kopfhaltung. V. über die Herkunft der retinalen Lokalzeichen. Die Analyse der Diskrepanzerscheinungen hat uns zu der Auffassung geführt, dass den Netzhautelementen an und für sich physiologisch begrün- dete Lokalzeichen mit Höhen- und Breitenqualität, also subjektive Höhen- und Breitenwerte zukommen, allerdings im Sinne von Ordnungswerten, nicht von Massgrössen. Der jeweils wechselnde Masswert, die jeweihge bestimmte Sehrichtung des einzelnen Netzhautelementes, der subjektive Massstab des](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0092.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)