Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![ganzen Sehfeldes erwies sich als bestimmt durch eine ganze Reihe von Fak- toren, welche zum Teil noch wenig geklärt erscheinen. Andererseits wurde der mitbestimmende Einfluss des Labyrinths, event. auch gewisser fremder Sinnesgebiete auf die Orientierung des Sehfeldes nach „scheinbar vertikal und „scheinbar horizontal und auf den subjektiven Massstab dargelegt und die Verknüpfung der absoluten Lokalisationsempfindungen „geradevorne und „gleichhoch mit bestimmten „sensorischen Eindrücken der Augenmuskeln entwickelt. Mag diese Auseinandersetzung bereits zu der Folgerung genügen, dass unsere optische Lokalisation nach Höhe und Breite primär und ganz wesent- lich auf physiologischen Grundlagen beruht, ohne dass wir die Bedeutung der psychischen Faktoren auf dem ihnen eigenen Gebiete, so speziell bezüglich des subjektiven Massstabes, gering bewerten dürfen, so sei doch zum Schlüsse die Frage nach dem nativen oder empirischen Charakter jener physiologischen Faktoren noch besonders behandelt. Zunächst sprechen bereits zahlreiche Gründe dafür, dass die binoku- lare Lokalisation nach Höhe, Breite und Tiefe, dass die sensorische wie die motorische Verknüpfung der beiden Augen zu einem Doppelauge (Hering) auf einer angeborenen Grundlage ruht. Was aber für das Doppelauge recht ist, das erscheint wohl für das Einzelauge billig. Für den kongenitalen Charakter der motorischen Kor = respondenz (Job. Müller [86], Aubert [sub 5], Hering [54 bis 58] — Helmholtz [49 bis 53] sowie Donders [33] contra)^) spricht zunächst die Tatsache, dass die Reizversuche am Grosshirn, am Kleinhirn bezw. an der Vestibularisleitung, sowie die Reizung am vorderen Paare der Vierhügel (wenigstens beim Hunde in der Regel; Adamük, Knoll) assoziierte Augen- bewegungen ergeben, mit Ausnahme des anscheinend einseitig wirksamen Fokus im Gyrus coronalis des Hundes (Hitzig). Und zwar sind die okulo- motorischen Effekte, wie sie vom präzentralen, okzipitalen und temporalen Blickzentrum aus erzielt werden, von allem Anfang an synergische. Dies gilt speziell auch für diejenigen Säugetiere, deren Hirnrinde erst einige Zeit nach der Geburt reizbar wird; für das Okzipitalhirn des Meerschweinchens fällt dieser Termin auf den 5. Tag, für das Kaninchen auf den 15., für die Katze auf den 14.—16., für den Hund auf den 40. Tag (Steiner)2). Andererseits sind an meuschhchen Neugeborenen gleichzeitige und gleichmässige Seitenbewegungen wieVertikalbewegungen, seltener symmetrische Bewegungen der Bulbi zu beobachten (Hering [54,58], Raehlmann und Witkowski [97], Donders [33], Cuignet [20], Genzmer [46], Raehl- 1) Vergl. auch Schneller, Zur Lehre von den dem Zusaramensehen mit beiden Augen dienenden Bewegungen. Archiv f. Ophth. 38, Heft 1, 71—117, 1892. 2) Siehe näheres bei Tschermak. Physiologie des Gehirns. Handbuch der Physiol., herausgeg. von W. A. Nagel, ßd. IV, S. 1, 24, 29-31, 37^38, 177-179. 1905. Asher-Spiro, Ergebnisse der Physiologie. IV. Jahrgang. 36](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0095.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)