Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak.
- Armin von Tschermak-Seysenegg
- Date:
- 1905
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Credit: Über die Grundlagen der optischen Lokalisation nach Höhe und Breite / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![mann [98]). Allerdings kommen bei Neugeborenen daneben ausnahmsweise, besonders in schläfrigem Zustande, scheinbar einseitige Augenbewegungen vor (Schoeler [112], S. 41, Raehlmann und Witkowski [97], Preyer [96], Washburn Shinn) — ebenso bei Bünden bezw. operierten Blindgeborenen (Raehlmann [98]). Auch ist zu erwarten, dass bei nicht wenigen Individuen zunächst erhebliche Differenzen im okulomotorischen Apparate und damit in der Ruhelage beider Augen bestehen (F. ß. Hof mann und A. Biel- schowsky [62]). Eine angeborene Grundlage der sensorischen Korrespon- denz (Joh. Müller [86], Hering [54 bis 58] — Steinbuch [116], Helm- holtz [49 bis 53], A. Nagel [90], Wundt [144], Classen [15], Schoeler [112] für Erwerbung mittelst der Augenbewegungen) ist daraus zu erschliessen, dass — offenbar von vornherein — wenigstens bei den höheren Säugern jeder Hinterhauptslappen beide Augen und zwar beiderseits ein bestimmtes äquilaterales Retinasegment, bezw. ein bestimmtes kontralaterales Gesicht- feldsegment, beherrscht (für den Affen H. Münk 1878, für den Hund Luciani und Tamburini, sowie H. Münk 1879 — für den Menschen Baumgarten 1878'). Die Frage nach der Bedeutung des Chiasma opti- cum darf allerdings mit jener Tatsache, sowie mit dem Problem des Biuokular- sehens nicht identifiziert oder vermengt werden. (Man vergleiche die Widerlegung des Newton-Müller-Guddenschen Satzes durch Tschermak^). Jene Verknüpfung prägt sich ferner aus in der korrespondenten Lokali- sation von Gesichtsfelddefekten nach einseitiger Verletzung, sowie von patho- logischen Reizeffekten beim Menschen (Flimmerskotom — J. Müller [86J, S. 71, E. Hering [58], S. 365)3). Andererseits ist es nur unter Voraussetzung einer angeborenen sen- sorischen Korrespondenz und einer entsprechenden Reflexeinrichtung ver- ständlich, dass die, wie oben erwähnt, gewiss nicht seltenen Ungleichheiten der Augenmuskeln beiderseits zunächst tonisch-funktionell, allmählich wohl auch unter anatomischer Fixierung kompensiert werden. Auch die Er- fahrung, dass manche Tiere, speziell Insekten, Hühner, Enten, Ferkel schon unmittelbar nach der Geburt mit Hilfe des Gesichtssinnes sich im Räume orientieren, ist hier anzuführen (Hering [58], S. 366, Preyer [96], Raehlmann [98], Spalding). — Endlich zeigt die anormale Sehrichtungs- gemeinschaft, wie sie gewisse Schielende entsprechend ihrer abnormen Augen- stellung sekundär erwerben, einen anderen Charakter, speziell durch ihr Schwanken, als die stabile, elementare Korrespondenz (A. Tschermak [125, 128] gegenüber A. Gr a e f es Identifizierung mit wahrer Korrespondenz). Die letztere 1) Näheres siehe bei Ts eher mak, Gehirn. Seite 76—84, 103—105. 2) Studien über das Binokularsehen der Wirbeltiere. Pf 1 ügers Archiv 91, 1902, S. 1 - 20. 3) Auch die assoziierten Augenbewegungen bei Reizung der Sehsphäre weisen auf jene sensorische Verknüpfung hin (Schäfer).](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641432_0096.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)