Der Werth der Symptome der sogenannten traumatischen Neurose und Anleitung zur Beurtheilung der Simulation von Unfall-Nervenkrankheiten : für Krankenkassen-Ärzte und Medicinal-Beamte bearbeitet / von Ralf Wichmann.
- Wichmann, Ralf.
- Date:
- 1892
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Credit: Der Werth der Symptome der sogenannten traumatischen Neurose und Anleitung zur Beurtheilung der Simulation von Unfall-Nervenkrankheiten : für Krankenkassen-Ärzte und Medicinal-Beamte bearbeitet / von Ralf Wichmann. Source: Wellcome Collection.
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![linden sich mitunter werthvolle Narben, Depressionen etc., die gar nicht erwähnt werden. Auf die von Ilenedikt beschriebenen Hyperästhesien — Nahtneuralgien — ist zu achten. Ebenso wichtig wie die Palpation des Kopfes ist die Percussion desselben, die leider meist versäumt wird. Es wird immer sehr schwierig sein, die erwähnten Symptome bezüglich ihrer Echtheit in dem einzelnen Falle unzweifelhaft festzustellen; ins- besondere wird es schwer sein, dies so zu machen, dass auch dritte Personen, namentlich der Richter, sich von der Echtheit resp. der Simulation derselben überzeugen lässt. Eine Reihe von Autoren legt auf die psychischen Symptome einen ganz besonders grossen Werth; es liegt in der Sache selbst begründet, dass der Irrenarzt auf diese Symptome mehr Werth legen wird, als der praktische Arzt oder der Neurolog. Schwer ist es, hier die richtige Mitte einzuhalten. Es wird vor allen Dingen darauf ankommen, durch eigene längere Beobachtung sich zu überzeugen, ob die Beschwerden, über welche der Betreffende klagt, durch das Verhalten desselben wahrscheinlich werden. F. Schnitze hat neuerdings 20 seiner Kranken daraufhin genau be- obachtet und fand nur bei 4 eine Herabsetzung des Gedächtnisses und der Intelligenz, aber alle 4 waren keine traumatische Neurose, son- dern multiple Sclerose, oder ein anderes organisches Gehirnleiden, Alko- holismus, schon früher bestandene schwächere Begabung. F. Schultze kommt auf den Standpunkt, dass „mit der Diagnose einer krank- haft veränderten Gemüthsstimmung“ oder einer wirklichen „Psychose zu rasch vorgegangen wird“. Ich will hier einzelne der Symptome noch besonders besprechen. Hoenig ei’klärt, die psychische Depres- sion stellt sich nicht als Folge des Unfalls heraus, sondern beruht entweder auf Simulation, oder auf der Furcht, als Simulant entlarvt zu werden. Derselbe hat die Simulation von Schwindel- und Ohn- machtsanfällen nachgewiesen und theilt zwei höchst instructive Fälle ]) mit. Der Kranke soll sich weiter fortwährend mit dem erlittenen Un- fall beschäftigen. Ich kann das für die meisten Fälle nicht bestätigen; ich kann auch nicht finden, dass es charakteristisch sei für diese Kranken, dass sie mit besonderer Vorliebe von ihrem Unfall sprechen. In einem Fall, den Möbius anführt, wo der Mann von Strolchen überfallen und misshandelt war, und daran sich eine traumatische Hysterie schloss, erwähnte der Kranke den Unfall nicht einmal seinem Arzt; Möbius erfuhr von dem Unfall erst durch directes Fragen. Andererseits muss man doch dieser Zwangsvorstellung in manchen dieser Fälle sicherlich Rechnung tragen. Ich konnte an meiner Person diesbezüglich selbst eine Erfahrung machen. Auf einer Reise im letzten Sommer glitt ich beim Aufspringen auf die vorbeifahrende Pferdebahn aus und fiel mit dem linken Trochanter auf das Trittbrett, aber ohne eine Verletzung](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22330082_0018.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)