Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. v. Leyden und Dr. Goldscheider.
- Ernst von Leyden
- Date:
- 1897
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Credit: Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. v. Leyden und Dr. Goldscheider. Source: Wellcome Collection.
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![in mehreren Eückenmarkssegmenten, ])eziehungsweise erst im verlängerten Mark oder Mittelhirn finden. Die anatomischen Bedingungen für die Ausbreitmig des Eeizes auf verschiedene und entferntere Eückenmarksabschnitte sind in reichem Masse vorhanden. Die aus der Gabelung der hinteren Wurzelfaser hervorgehenden longitudinalen Stammfasern beherrschen, namenthch die aufsteigenden, ein weites Gebiet der Längsausdehnung des Eückenmarks, indem sie streckenweise Collateralen al^geben; dadurch ist eine Vorrichtung geschaffen, welche es ermöglicht, dass ein sensibler Eeiz in die verschiedensten Niveaus des Eückenmarks eintreten kann. Da bei schwacher Eeizung nur die von dem Niveau des Wurzeleintrittes aus innervirten Muskeln in Thätig- keit treten, bei wachsender Eeizung aber der Eeflex sich immer mehr auf andere Muskelgebiete, und zwar proximalwärts erstreckt (siehe unten), so ist anzunehmen, dass die Erregungswelle für ihren Eintritt in die der hinteren Wurzel zunächst liegenden Collateralen am wenigsten Widerstände findet, während sie sich in den entfernteren Collateralen mehr und mehr erschöpft — eine Folgerung, welche auch v. Lenhossek mit Eücksicht auf die Localisation der Empfindung zieht. Hiezu kommt, dass zahlreiche Fasern vorhanden sind, welche die Querschnitte verschiedener Höhen mit einander verbinden (Fortsätze der Strangzellen). — Dem Uebertritt der Erregung auf die andere Seite dienen wohl die Fortsätze der Commissurenzellen. Es bestehen also anatomische Bedingungen, welche den centripetalen Erregungen gestatten, sich nicht auf das zunächst zugehörige motorische Gebiet zu beschränken, sondern sich auf andere Abschnitte der motorischen Kerne in der Querrichtung wie in der Längsrichtung zu verbreiten. Diese Verbindungen müssen geradezu allseitige sein, da bei Steigerung der Intensität des Eeizes beziehungsweise Steigerung der Erregbarkeit des Nervensystems schliesslich eben nahezu alle Körpermuskeln, in den sich ausbreitenden Erregungskreis hineingezogen werden. Der Umstand, dass die Verbreitung der Eeflexe von der Intensität des Eeizes abhängt, ist wahrscheinlich so aufzufassen, dass die Durch- brechung der vorhandenen Bahnen mit Widerständen verknüpft ist, welche sich mit der Entfernung und Verzweigung vergrössern. Während zunächst die Auslösung und Verbreitung der Eeflexe in ganz feste Formen gegossen erscheint, zeigt sich weiter, dass die centripetale Erregung jed- weder Herkunft eine fast schrankenlose Ausbreitung auf die verschieden- artigsten und entferntesten Muskeln erlangen kann, wenn ihre Intensität steigt, beziehungsweise auch, wenn die Erregbarkeit der Eeflexapparate eine erhöhte ist. Pflüger hat die Gesetze der Eeflexverbreitung abstrahirt. Sie lauten in ihrem wichtigsten Theil folgendermassen:](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21294239_0068.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)