Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. v. Leyden und Dr. Goldscheider.
- Ernst von Leyden
- Date:
- 1897
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Credit: Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. v. Leyden und Dr. Goldscheider. Source: Wellcome Collection.
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![acute Decubitus bei Myelitis, die Gelenkveräiiderungeii, Mal perforant, bei Tabes dorsalis, die Panaritieii bei Morvaii'scher Krankheit, Oedein bei Syringomyelie mit tropliischen Functionen des Eückenmarks in Ver- bindung gebracht. Auch 'hier wird hauptsächlich die vordere graue Substanz beschuldigt, ohne dass bis jetzt ein zwingender Beweis für die trophische Bedeutung derselben bezüglich der peripherischen Gebilde erbracht wäre. In neuerer Zeit hat Joseph für das Vorhandensein eigentUcher trophischer Nerven, welche nicht identisch mit den vasomotorischen seien, eine Lanze gebrochen. Er fand, dass man bei Katzen das Spinal- ganglion des zweiten Halsnerven mit gleich langen Stücken der hinteren und vorderen Wurzel, sowie einem Stück des Nervenstammes exstirpirt, nach Verlauf von 5—27 Tagen, im Durchschnitt nach 10 Tagen, an circumscripten 20—50-Pfennigstück grossen Stellen eine voükommene Kahlheit eintrat. Die Flecken sind von rundlicher oder ovaler Gestalt, grenzen sich scharf ab und gehören dem Ausbreitungsgebiet des durch- schnittenen Nerven an. Joseph glaubt aUe nicht nervösen Ursachen (Trauma, Parasiten etc.) ausschliessen zu können und von den in Frage kommenden nervösen Einflüssen auch die vasomotorischen. Denn abgesehen davon, dass bei der histologischen Durchforschung der Haut eine Ver- änderung der Gefässe sich nicht erweisen liess, stützt sich Joseph auf den von Gas kell erbrachten Nachweis, dass bei den Säugethieren vaso- ]notorische Nerven das Eückenmark nur zwischen dem zweiten Brust- und dem zweiten Lendennerven verlassen. Der Umstand, dass der Haarschwund nicht über das ganze Ausbreitungsgebiet des geschädigten Nerven hin erfolgt, erklärt Joseph aus der Türck'schen Lehre von dem »gemein- schaftlich« (seitens verschiedener Nerven) und »ausschliessend« inner- virten Hautbezirken, welcher auch für die tropliischen Nerven als giltig betrachtet werden könne. Die Joseph'schen Untersuchungen sind nicht ohne Gegner gebheben. Man hat eingewendet, dass der Haarschwund nach dem in Eede stehenden Eingriff nur in einem Theil der Fähe eintrete; ferner, dass doch das Fehlen vasomotorischer Nerven in den durchschnittenen Nerven immer- hin nicht strict bewiesen sei. Eine Entscheidung in der Frage der tropliischen Nerven und der neuroparalytischen Entzündung ist noch nicht erfolgt und gerade jetzt wird dies Problem wieder von mehreren Seiten eifrig studirt. Für die Muskeln und Drüsen ist der trophische Einfluss centrifugal leitender Nerven erwiesen. Bezüglich der übrigen Gewebe sind die klinischen und pathologisch-anatomischen Thatsachen nicht so beschaffen, dass sie die Annahme specifischer trophischer Nerven erfordern. Vielmehr kommen wir hier mit der Vorstellung aus. dass die Regulirung](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21294239_0081.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)