Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![kam und sich als solcher erhalten hat. Wenn gelegentlich in einem Gau mehrere der¬ artiger Volksstämme nachzuweisen sind, die selbständige Einheiten besitzen, so be¬ deutet das nur eine Verschiebung der Grenzen gegenüber der Urzeit, erschüttert aber nicht grundsätzlich die angedcuteten Schlüsse. Die Bindung der Bevölkerung jedes Gaues beruht also auf ethnologischen und religiösen Bedingungen; in wirtschaft¬ licher Hinsicht sind die Gaue lebensunfähige Gebilde, und darauf beruht die Notwendig¬ keit ihrer Zusammenschließung zu Staaten. § 5. Die langgestreckte Gestalt des Nil¬ tales hat die Äg. zu allen Zeiten in enge Beziehungen zu ihren Nachbarn hinein - gezwungen. So treten die Namen der um¬ wohnenden Völker schon in den ältesten Schriftdenkmälern sogleich auf. Die Äg. pflegten ihre Nachbarn, d. h. ihre Gegner, die der stets siegreiche Pharao niederwarf, als die Neun-Bogen-Völker (s. d.) zu be¬ zeichnen. Zu ihnen gehörten zunächst die den Äg. stammverwandten Bewohner des oberen Niltals: die Nubier (s. d.) in dem engen Niltal zwischen dem ersten und fünften Katarakt, die den Äg. die Bekannt¬ schaft mit den Negern (s. d.) der weiten Steppenflächen des Sudan vermittelten. Die Beduinen der arab. und nub. Wüste zwischen dem Nil und dem Roten Meer sind zwar auch hamitischen Stammes (s. Hamiten), aber doch selbständige Völker: äg. Antiu (s. d.) genannt, heute Ab- abde (s. d.) usw. Der dem Niltal be¬ nachbarte Teil der Wüste Sahara wird von Libyern (s. d.) bewohnt, die den Äg. nicht allzu fern stehen, die Bevölkerung des Deltas zu allen Zeiten stark durchsetzt haben und in der 22. Dyn. durch ihre Söld¬ nerscharen die Herrschaft über Ä. an sich rissen. In dem Wcihrauchlande Punt (s. d.) finden wir im Altertum eine Bevölkerung, die dem Typus nach den Ag. nahe ver¬ wandt ist; sie hat die Erzeugnisse ihres Landes dauernd in das Niltal geliefert, und Züge nach Punt sind von den Pharaonen oder kühnen Seefahrern immer wieder unternommen worden, um die Einfuhr zu beleben. Das Sprungbrett zur Küste des Roten Meeres, auf dem die Expeditionen durchgeführt wurden, waren die Stein¬ brüche und Bergwerke der Wüste, die durch Garnisonen ständig gesichert waren. Wirtschaftliche Beziehungen sind auch das Band gewesen, das Ägypten mit Syrien (s. Palästina - Syrien) verbunden hat. Wenn auch die Königsinschriften und die ten¬ denziösen Tributberichte gern mit Hohn von den unterworfenen Semiten sprechen, so zeigen doch die Darstellungen und Bodenfunde zur Genüge, wie stark der Aus¬ tausch zwischen beiden Ländern gewesen ist. Die Äg. haben ihre Nachbarn an den n. Inseln, Küsten und auf den Inseln des Mittelmeers die Nordvölker genannt, und die Beziehungen zu ihnen scheinen uralt zu sein, wenn man zunächst auch noch nicht die Fahrt über das hohe Meer wagte. H. Brugsch Geograph. Inschriften (Geographie Ägyptens) I—3, 1S57, 185S, 1860; ders. Dic- tionnaire Geographique (1879, Supp]. 1880); ders. Ägyptologie 1891 S. 437; J. Dümichen Geographie des alten Ägypten (1879, in:Onckens Weltgeschichte); ders. Zur Geographie des alten Ägypten 1894; Abh. Pr.euß. Akad. 1858 Parthey. II. Klima. § 6. Der wesentl. Zug wird dem Klima des schmalen oberäg. Niltals dadurch gegeben, daß es kein zusammenhängendes Fruchtland ist, son¬ dern in der Oberfläche Nordost-Afrikas nur ein verschwindend kleines Stück in der weit ausgedehnten Wüste ausmacht und demgemäß wenig Einfluß ausübt. Ober¬ ägypten hat also fast reines Wüstenklima. Das bedeutet sehr trockene Luft und fast stets klaren Himmel; die Temperatur¬ schwankungen sind etwas geringer als im Fruchtland, wie man abends bei dem Über¬ gang von der Wüste in das Ackerland sogleich an der kühleren, vor allem aber feuchteren Luft empfindet. In dem unteräg. Delta, das vollständig zu Ackerland ausgenützt und von vielen Wasserarmen durchzogen ist, herrscht naturgemäß größere Feuchtigkeit, auch unter Einfluß des nahen Meeres; aber auch hier ist der Einfluß der Wüste von größter Bedeutung. § 7. Der Unterschied von Winter und Sommer besteht wie bei uns zunächst in den verschieden hohen Temperaturen. Im Delta ist die durchschnittliche Wärme im Winter etwa 10— 20° C, im Sommer etwa 20—350; in Oberägypten stets um 3—50 wärmer. Der Prozentsatz der Feuchtig-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0100.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)