Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![bauvölker nirgends zur Geltung, es findet sich auch sonst kein Fest, das dem Nillande .entlehnt sein könnte. Dagegen fallen unsere großen Agrarfeste, die beweglichen Ostern und Pfingsten, mit der Überschwemmung und Erntezeit für Babylonien ausgezeichnet zusammen, so daß wir hier gul den Anfang setzen können. § 7. Der Zeit nach dürfte die Ein¬ führung des A., die in den für diese Wirt¬ schaftsform gewonnenen Gebieten nun sehr schnell eine gedrängtere Bevölkerung zu- sammenhäufte, auf der einen längeren Zeitraum umfassenden Scheide zwischen Neol. und BZ, zumeist wohl mit dem Beginn der BZ anzusetzen sein. Denn, wenn auch die Kupferzeit in Vorder¬ asien (Babylonien und Susa) schon mit dem A. zusammengeht und den ersten wirtschaftlichen Haustierbestand (außer dem Hunde): Rind, Ziege und Schaf um¬ faßt, so werden wir doch wohl annehmen dürfen, daß mit der Ausbreitung der neuen, noch ganz religiös gefaßten Wirtschaftsform, die doch natürlich nicht plötzlich erfolgen konnte, auch die Kenntnis der Metall¬ bearbeitung sich ausbreitete und zusam¬ menhing. § 8. Natürlich erfolgte diese Ausbreitung bei den Schwierigkeiten des Verkehrs und manchem anderen Hindernis nicht lücken¬ los. So gewinnen die Haustierreste die Be¬ deutung eines ausgezeichnetenZeit-undLeit- merkmals. Wo Rinder-, Schaf- und Ziegen- knochen zugleich vorhanden sind oder auch Reste des Schweines, dem wir wohl eine nicht ganz ungehemmte Verbreitung zu- schreiben müssen (s.d.), (vielleicht gar mit den Resten gezähmter Pferde, die viel später auftreten) sich finden, da müssen wir überall gleichzeitig den A. als herrschende Wirtschaftsform annehmen, auch wenn alle Metallkultur zu fehlen scheint. Wir dürfen bei dieser Auffassung nicht vergessen, daß die Könige schon goldene Kronen, andere Vor¬ nehme sicher schon Bronzeschmuck trugen, als die ärmere Bevölkerung an entlegenen Stellen neben dem Garten der Frau und neben Jagd und Fischfang noch nur ein wenig A. trieb, vielleicht auch noch auf Pfahlbauten wohnte, sich aber in der Hauptsache mit Geräten aus Stein und Knochen, vor allem aber aus Holz behalf. Holz ist — darüber sind v. d. Steinen und Wundt mit mir einig — in alter Zeit immer der Stoff der Hauptgeräte der Menschheit gewesen. Sind doch im Augenblick, wo diese Schrift in den Druck geht, noch auf manchen Stellen eines Gebiets größter wirtschaftlicher und geschichtlicher Bedeu¬ tung, auf dem Balkan, durch alle Zeit¬ räume noch völlig hölzerne Pflüge ohne jede Spur irgendeines Metalls im Gebrauche. § 9. Wir dürfen hierbei nicht vergessen, daß die lebendigen Zubehöre des A. — Rind, Schaf, Ziege und weiterhin das Schwein — für die wichtigste Aufgabe, ja die oft einzige Verwendung, die sie damals wichtig machte, das Opfer, ganz von selbst durch die natürliche Vermeh¬ rung sich ausbreiteten. Das Metall, dessen wirtschaftliche Bedeutung ja in älte¬ rer Zeit weit zurücktrat, blieb hier wohl oft ganz zurück. Gerade die Verwendung als Opfer hat aber sicher dazu beigetragen, diese Tiere außerordentlich schnell in allen Gebieten des A. und selbst darüber hinaus zu verbreiten. E. Hahn Haustiere 1S96; ders. Entstehung der Pflugkultur 1911; ders. Hacke und Pflug 1919; Hilzheimer in Hahn-Festschrift Studien u. Forschungen zur Menschen- u. Völkerkunde 14 (1917) S. 9 ff. Ed. Hahn B. Ägypten. § 1. Der äg. Acker war mit Getreidearten besetzt, von denen ein Teil mit den heute angebauten über¬ einstimmt. Die Kultur wird ursprünglich der afrik. Hackbau gewesen sein, dessen wichtigstes Instrument, die Hacke, oft in der Hand der Bauern dargestellt ist und auch den für das Jenseits bestimmten Ackerarbeitern, den kleinen Totenfiguren, in die Hand gegeben ist (Leo Frobenius Geograph. Kulturkunde 1904 S. I ff., 7 mit Tf. 1). Später, aber schon vom AR ab, bedient man sich des Pfluges, der von Rindern gezogen wird; die Schar hat ursprünglich eine Steinspitze, später einen Metallbeschlag (Pflüge, Joche und andere landwirtschaftliche Geräte: BSA 10 [1903/ 04] S. 127 Schäfer). Das Abernten ge¬ schieht mit einer Sichel, mit der man die Halme, oft in halber Höhe, abschneidet. Die Körner werden aus den Ähren nicht ausgedroschen, sondern durch Rinder auf](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0044.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)