Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![deutsch. Pal.-V. 1912 S. 88 ff.). Außer¬ dem fand sich, wie im ganzen ö. Mittelmeer- eebiet, so auch in P., die Feldlinse. Diese drei Körnerfrüchte werden die präh. Siedler in P.-S. gar bald nicht nur zum Genuß, sondern auch zur Kultur derselben hinge¬ führt haben, auch ohne daß es dazu einer Anleitung oder Belehrung seitens der Nach¬ barländer bedurfte. § 4. Als Geräte waren oben Hacke und Pflug genannt. Die Form des letzteren kennen wir, wie oben schon angedeutet, aus Abbildungen, und sie beweisen, daß er diese seine Form bis heute im allg. nicht geändert hat. Er besteht heute gewöhn¬ lich — kleine Abweichungen hier und da übergehe ich — aus der Sterze, an der schon zur Zeit Sauls (11. Jh. v. C.) eine eiserne Pflugschar sitzt, und dem Pflugbaum, der, etwa in einem Winkel von 8o° zur Sterze stehend, von dieser durchbohrt ist; manch¬ mal bestehen auch Sterze und Pflugschar aus einem Stück. Solche Abweichungen zeigen auch die antiken Abbildungen. Aus Megiddo sind uns bronzene Pflugscharen bekannt geworden. Aus dem Zweistrom¬ land kennen wir schon aus der Mitte des 2. Jht. die Verwendung des Saattrichters beim Säen. Ob letzterer auch in P.-S. schon in präh. Zeit Verwendung ge¬ funden hat, darüber habe ich nichts er¬ mitteln können (ZdPV 35 [1913] S. 310 ff.). Eiserne Pflugscharen sind zwar durch die Ausgrabungen z. B. in Megiddo festgestellt, doch gehören sie kaum noch zur präh. Zeit, Sicheln aus Feuerstein sind am Nähr el- kelb gefunden, bestehend ,,aus fast vier¬ eckigen Klingen mit quer abgeschlagenen Enden, deren eine Schneide regelmäßig ab¬ gestumpft ist“ (Karge Rephaim S. 162). Auch bei Chirbet *oremc sind zahlreiche Sichelsteine aufgelesen. Sie wurden in Holz montiert, und cs scheint (nach Karge S. 175), daß ,,der Schnitter, mit der Sichel in das Getreide greifend, sich eine Hand voll Halme zusammenrafftc, die er mit der Linken dicht unter den Ähren faßte, wäh¬ rend die Rechte in einem Schnitt die Stengel durchschnitt“. (ZfEthn. 37 [1905] S. 460 f. Blanckenhorn.) Vielleicht zündete man auch damals schon die Stop¬ peln, die ja recht hoch waren, an und diente das als Felddüngung (Jes. 5, 24 und Pal. Jahrb. 2 [1906] S. 141). Eine eiserne Sichel ist beispielsweise in Lachis ans Licht ge¬ kommen, gehört aber nicht mehr in die vorgesch. Zeit. Über Dreschgeräte wissen wir durch die Ausgrabungen nichts, wahr¬ scheinlich besorgten die Tiere die Arbeit des Austretens der Körner. Wohl aber sind uns neben den Mörsern zum Zerstampfen des Getreides Handmühlen durch die Aus¬ grabungen zahlreich bekannt geworden. Sie bestanden gewöhnlich nur aus einer flachen Steinplatte, auf der ein brotförmiger Roll¬ stein mit den Händen hin und her bewegt wurde und so die Getreidekörner zu Mehl zerrieb. Wenn Simson im Gefängnis (Jud. 16, 21) gezwungen wird, zu mahlen, so dürfte dabei schon an eine gewerbsmäßige Mehlherstellung zu denken sein, die mit Hilfe einer größeren, mechanischen Mahl¬ einrichtung — Simson ist blind — vor¬ genommen wurde. Beachtenswert ist auch, daß Abraham (Gen. 18, 6) anschei¬ nend ausgemahlenes Mehl im Zelte vor¬ rätig hat. § 5. Die Frage, woher die präh. Men¬ schen in P.-S. die Pflugkultur als solche, nicht den A. überhaupt, erhalten haben, ist nach Ed. Hahn aufs engste ver¬ bunden mit der Frage nach der Haustier¬ zucht und speziell der Domestizierung des Rindes, die ursprünglich auf religiöse Mo¬ tive zurückzuführen sei. Diese Zähmung des Rindes ist nach Hahn erstmalig in Babylonien erfolgt; dieses sei darum auch die Heimat der Pflugkultur, von hier habe sich diese über Arabien und Nubien nach Ägypten verbreitet. Nach Karge (a. a. 0. S. 654) soll dieselbe vielmehr in Ägypten ihre Heimat haben und von dort nach Palästina gekommen sein, was bei dem sonstigen äg. Kultureinfluß auf P. (s. d.) auch sehr wohl denkbar wäre. Eine Entscheidung ist m. E. unmöglich; und daß die Pflugkultur selb¬ ständig in P. entstanden sei, ist mindestens ebensogut möglich. Sicher ist der A. in P. schon betrieben, ehe Semiten den Boden des Landes betraten, also schon vor 3000 v. C. Und Israel weiß es nicht anders, als daß schon seine Stammväter, die Patriarchen, das Rind kultiviert haben. § 6. Um die diesbezüglichen Zeugnisse der Ausgrabungen noch besonders zusam- \](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0048.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)