Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![lenzuordnen, sei hier bemerkt: sowohl in legiddo und Jericho wie ganz besonders in 3ezer ist schon für die Zeit von 3000—2500 -. C. (also spätneol.) eine bäuerliche Kultur _iit A. und Viehwirtschaft bezeugt. In jezer ist nach Macalister das Rind das lauptsächlichste Haustier. Da nun hier in besonderen Vorratsräumen Getreide ver- •chiedener Art und an manchen Stellen in beträchtlichen Mengen gefunden ist, dürfte he Annahme nicht zu kühn sein, daß das ^.ind in Gezer als Gehilfe des Ackerbauers auf dem Felde zum Pflügen und zum Dreschen auf der Tenne benutzt worden st. Solche Getreidevorratsräume vermutet Dal man auch in Thaanach und Megiddo (Pal.-Jahrb. 9 [1913] S. 43, IO [1914] S. 35 f.). An den genannten Stellen sind Ackerbaugeräte wie Sicheln und Korn ver¬ arbeitende Handmühlen ebenfalls ans Licht gekommen. Max Löhr D. Vorderasien. § I. Babylonien ■wurde von den alten Autoren als äußerst fruchtbares Land gerühmt. Herodot I 193 und Theophrast (Hist, plant. VIII 7) be¬ schreiben uns die babyl. Landwirtschaft recht anschaulich. Der einheimische Schriftsteller Berossus, der im Anfang der kSeleukidenzeit lebte, behauptet sogar, daß ,,das Land von selbst wilden Weizen, Gerste, Linsen, Hirse und Sesam hervorbringe“ (Schnabel Berossus 1923 S. 252). Möglich also, daß die alten Bewohner Babyloniens die Erfinder der Kultivierung der mehl- reichen Gräser und anderer Feldfrüchte ge¬ wesen sind; so viel ist jedenfalls sicher, daß die verschiedenen Getreidearten seit den ältesten Zeiten in der Literatur erwähnt werden. Neben der Gerste und dem vor¬ nehmeren Weizen wurde übrigens auch noch der Emmer, eine dem Weizen ver¬ wandte, aber ihn in den Ernteerträgnissen noch übertreffende Getreidesorte, angebaut. Auch die Mohrhirse, die noch heute in der Ernährung des Orientalen eine so große Rolle spielt, gedieh in Babylonien prächtig und wurde nach Herodots Zeugnis (I 193) „baumhoch“. Da die Ölbäume in dem heißen Klima nicht mehr fortkommen, „benutzen die Babylonier kein anderes Öl, als was sie aus dem Sesam bereiten“ (Herodot I 193). Dieser wurde auch acker¬ baumäßig auf Feldern gezogen und wurde ebenso wie die Hirse „baumhoch“. Das aus den ausgerissenen Pflanzen gepreßte Öl betrug gewöhnlich den dritten Teil der Roh- menge. Ob die ölige Frucht des Flachses außerhalb der Medizin auch genossen wurde, ist noch nicht sicher auszumachen. Wichtiger waren die Fasern der Flachs¬ stengel, die den Stoff zur Bereitung der Leinwand hergaben. Außer diesen Pflanzen wurden noch mehrere Hülsenfrüchte, Platt¬ erbsen und Bohnen, ebenso der Senf im großen angebaut. § 2. Die Bewirtschaftung des Bodens, der hauptsächlich Krön- und Tempelland und nur zum geringen Teil Privatbesitz war, wurde von den Bauern teilweise unter Zuhilfenahme von Sklaven oder freien Lohnarbeitern vorgenommen. Die großen Tempeldomänen und andere Großgrund¬ besitzer, die sich nicht selbst um die Be¬ wirtschaftung ihrer Güter kümmern konn¬ ten, zogen es oft vor, Ländereien zu ver¬ pachten. Ein oder mehrere Bauern pachte¬ ten ein Grundstück meist auf ein Jahr ent¬ weder gegen eine feste Naturalabgabe oder gegen Drittelpacht, d. h. der Besitzer des Feldes nimmt ein Drittel der Ernte, den Rest der Pächter. Bei Neubruchland lief der Vertrag meist drei Jahre, derart, daß der Acker im ersten Jahre pachtfrei war, im zweiten Jahre einen geringen Zins kostete und erst im dritten „in die Abgabe¬ pflicht eintrat“. § 3. Die Hauptbedingung für einen guten Ernteertrag war die Herbeiführung und Verteilung von Wasser. Daher war die Anlage und Instandhaltung von Kanälen, die das Wasser oft kilometerweit weg¬ führten, unerläßlich. Da das Ackerland aber, abgesehen vielleicht von der Hoch¬ wasserzeit im Frühjahr, höher lag als der Wasserspiegel der Kanäle, mußte man das Wasser durch Maschinen heben und weiter¬ leiten. Auf einem im Flusse erbauten Pfeiler wurde ein mit einem Gewicht be¬ schwerter Hebebaum befestigt, an dem ein Eimer hing. Diesen läßt nun der Schöpfer in das Wasser, hebt den Eimer gefüllt empor und gießt ihn in eine Rinne aus, die die Flüssigkeit weiterleitet (Tf. 4 a). § 4. Nächst der Bewässerung ist das Pflügen die notwendigste Arbeit des Land- mannes. Der Pflug (Tf. 4 b, c) bestand](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0049.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)