Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![aus einer gekrümmten Schar, in die zwei Sterzen eingelassen waren. Von dem hinte¬ ren Teile der Schar steigt die Deichsel an, an deren Ende das über die Nacken der Tiere gelegte Joch befestigt ist. Gepflügt wurde gewöhnlich mit zwei Rindern, ein Mann bediente den Pflug, ein anderer warf ent¬ weder direkt oder durch einen an dem Pfluge angebrachten Säetrichter das Saat¬ korn in die Furchen. Außerdem wurde der Erdboden noch behackt, die schweren Erd¬ klumpen zerbrochen und das Feld durch eine Art Egge geebnet. Düngung gab es in alter Zeit ebensowenig wie im heutigen Iräq. Gesät wurde nach unseren Begriffen sehr dünn, da 30—55 1 Saatkorn meist für einen ganzen Hektar Ackerland genügten (die von mir, Babylonien und Assyrien I (1920) S. 195, gegebenen Zahlen sind nach den neuen Berechnungen Th u re au - Dan - gins, Revue d’Assyr. 18 [1922] Nr. 3 zu modifizieren). § 5. Im Spätfrühling, Ende April und im Mai, fand die Ernte statt. Man schnitt die Ähren mit der Sichel ziemlich kurz ab, lud sie dann auf Lasttiere und schaffte sie auf die Tenne. Dort wurden sie durch immer wieder und wieder darüber getriebene Rinder, Esel und Kleinvieh aus¬ gedroschen. Später benutzte man auch wohl den noch heute im Orient bekannten Dreschschlitten. Das auf einen Haufen geschüttete Getreide samt der Spreu wurde nun mit der Worfschaufel in die Höhe ge¬ worfen, so daß sich die Spreu von dem Getreide schied. Herodot (I 193) gibt an, daß in Babylonien „die Frucht der Demeter in der Regel 20üfältigen Ertrag habe, und wenn es sich einmal selber überträfe, sogar 300fältigen Ertrag“. Theophrast (Hist, plant. VIII 7) schränkt diese Zahlen schon auf 50—100 ein, aber im allg. genommen sind auch sie noch übertrieben, wenn auch ausnahmsweise vielleicht eine Ähre ein¬ mal IOO—200 Körner getragen haben mag. Nach übereinstimmenden Angaben aus verschiedenen Perioden war der Durch¬ schnittsertrag 72% hl auf 63 510 fl111- Meissner Babylonien und Assyrien I (1920) S. 184 IT. 13. Meissner Ackerbauende Skythen s. Skythen, Südrußland D. Adab. Altbabyl. Stadt auf der Stelle des jetzigen Ortes Bismaja, 310 54'N und 450 36' OGr. gelegen, geschrieben Ud- nunk’, Ud-nun-nakl, A-da-ab, untersucht 1850 von W. K. Loftus, 1885 von der Wol f e - Expedition, 1889 und 1891 von W. H. Ward und J. Peters und 1897 von E. Sachau, teilweise ausgegraben von E. J. Banks in der Zeit vom 22. 12. 1903 bis 14. 3. 1904 und vom 19. 9. bis November 1904. Die Ruinenstätte ist oblong recht¬ eckig mit der Langseite nach NO gerichtet, etwa 500 m I. und 300 m br., mit mehreren, besonders im W höheren Er¬ hebungen und dem Tempel auf der ö. Seite (Plan: Banks S. 152; MDOG 17 Abb. 6 S. 26). Die Grabung von Banks war mehr Schatzgräberei, aus der besondere Resul¬ tate nicht gezogen werden können. A. hat in der älteren Geschichte Mesopotamiens eine gewisse Rolle gespielt: Lugal-an-ni- mu-un(?)-du war ein sagenhafter König mit 90jähriger Regierungszeit, der ganz Mesopotamien beherrscht haben soll. Die ältesten Dokumente sind drei Bruchstücke einer Vase aus Lapislazuli mit eingelegten Relieffiguren mit Federschmuck als Kopf¬ putz, zusammengestellt von O. Weber (MVÄG 1917 S. 392). Hist. Urkunden gibt es erst von Mcsilim, König von Kisch, der als Oberherr von A. am Tempel baute und Vasen weihte (Banks Abb. S. 201). Es folgen einheimische Könige: Lugal-dalu, von dem eine Statue mit eingesetzten Augen gefunden ist (a. a. O. S. 193; AO 15 Abb. 24), ferner E-igi-nim-pa-e, der eine Lapislazulitafel (Schi lei ko Votivnyja nad- pisi snmerijskich pravitclej 1915 Nr. 111), 4 plankonvexe Kupferziegel (Banks Abb. S. 199/200), drei Kupferhacken (a. a. O. Abb. S. 275) und einen liegenden Widder aus Stein hinterlassen hat (A. Poebel in Publ. Univ. Penns. 5 Nr. 31, Tf. 19, 9/)> endlich Me-ar, der durch eine Vasensinchrift vertreten ist (Banks Abb. S. 264). Unbe¬ kannten Fürsten dieser Zeit gehören eine liegende Kalkstcinplatte ovaler Form mit dem Relief eines nackten Priesters und unleserlicher verwischter Inschrift (Kon- stantinopel 3118: AOTU II 2/3, Abb. 3 E. Unger), sowie eine Reihe von Vascn- scherben mit Inschriften aus dem Tempel (Banks S. 261). A. und der Patesi](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0050.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)