Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![ital. Villanova- und Arnoaldistufc, die kclt. Gräber Galliens, der iber. Halbinsel, der brit. Inseln und Südwestdeutschlands bis zur Balkanhalbinsel, die illyr. Gräber der Ostalpen und der Adrialänder (Bosnien, Dalmatien usw.) durch zahlreiche und bis¬ weilen recht kostbare B. aus. Und noch mehr gilt dies von den großen skyth. Kö- nigsgräbern dieser Zeit, die einen geradezu erstaunlichen Reichtum aufweisen. Zum Teil mag diese neue Bereicherung der Grab¬ ausstattung mit der in vielen der genannten Gebiete neu einsetzenden Körperbestattung Zusammenhängen, die ihrerseits offenbar auf einem Wiederaufleben der nie völlig erloschenen und noch in christlicher Zeit im Dogma von der Auferstehung des Fleisches sich offenbarenden uralten, wenn auch ver¬ edelten Vorstellung vom lebenden Leich¬ nam beruht. § 4. So erklärt sich auch, daß in den spä¬ teren Abschnitten der LTZ, in denen in Mittel¬ europa auch in den bisher vorwiegend die Körperbestattung übenden weiten kelt. Ge¬ bieten die Brandbestattung mehr und mehr an Boden gewinnt (Mainz. Z. 8/9 [1913— 14] S. III ff. Reinecke), die Grabausstat¬ tung wieder erheblich zurückgeht. Ander¬ seits verstehen wir so die Menge (wert¬ voller, weither importierter B. in den von frühröm. Zeit an über einzelne Teile Skandi¬ naviens, Dänemarks und Nordostdeutsch¬ lands sich ausbreitenden Skelettgräbern (Mannus 10 [1918] S. 3 ff. Almgren), den sog. Römergräbern, die also wiederum ein Neuaufkommen der älteren Vorstellung vom Fortleben des Toten vermuten lassen. § 5- Wie hinsichtlich der Menge und des Wertes der Beigaben schwankt die Grab¬ sitte auch in der Art und Weise, wie sie beigefügt werden. In den Körpergräbern wurden sie — von einzelnen gleich zu er¬ wähnenden Ausnahmen abgesehen — fast immer intakt beigelegt, Kleidung und Schmuck am Körper selbst, die Waffen am Gürtel oder in der Hand, und ebenso die Behälter für die Wegzehrung, in der Regel an einer für den Toten bequem erreichbaren Stelle, ja bisweilen sogar, wie beispiels¬ weise eine Schale in einem lat^nczeitl. Körpergrabe von Roanne (I. Döchelette Catal. du musee municipal de Roanne S. 108 Nr. 731) und die wohl mit Fleisch¬ stücken versehenen Bratspieße (ößoXot) in den altgriech., ctrusk., span., frz. und südd. Hallstattgräbern, zwischen die Zähne des Toten geklemmt, ein Brauch, der in dem gleichfalls in die Zähne gcklcmmtenCharons- pfennig (s. d.) eine merkwürdige Weiter¬ entwicklung erfährt. § 6. Auch in den älteren Brandgräbern, wie namentlich in den bandkeramischen Grä¬ bern der Wetterau, den spätneol. und früli- bronzczeitl. Dolmen und Listen der Bre¬ tagne usw. fügt man die B. im allg. unver¬ sehrt, ohne sie dem Scheiterhaufen auszu- setzen, bei, und nur ganz vereinzelt, wie bei¬ spielsweise in einem stcinzcitl. Grabe von Rammedige in Jütland (Antiq. Tidskr. 1861 S. 11) findet sich auch schon in diesen Früh¬ perioden der Brauch, die Beigaben mit dem Toten zusammen dem Scheiterhaufen auszu¬ setzen. Mitderallg. Einführung der Leichen¬ verbrennung wird dieser Brauch jedoch, we¬ nigstens in sehr vielen Teilen Europas, herr¬ schend, doch besteht auch dann noch viel¬ fach die Sitte, nur einen Teil der B. zu ver¬ brennen, andere aber unverbrannt den ein- geäscherten Gebeinen zuzufügen (ZfEthn. Verh. 1892 S. 166 Olshausen). § 7. Neben diesem Brauch, bei dem die Beschädigung der B. nur eine Folge des Mitverbrennens, nicht aber eine vorsätz¬ liche ist, findet sich aber vielfach auch noch die Sitte einer absichtlichen Zerstörung oder Beschädigung. Aus den Gefäßen ist oft, wie namentlich auf den Lausitzer Urnen¬ feldern, ein Stück aus der Wandung oder dem Boden herausgebrochen, oder man hat, wie besonders in vielen ital. Gräbern, die Henkel abgebrochen. Die Lanzen und Schwerter sind, namentlich in den germ. Brand-, aber auch in vielen kelt. Skelett¬ gräbern — wo also nicht, wie man es viel¬ leicht für jene annehmen könnte, der Platz¬ mangel dazu nötigte — zusammengebogen, und auch die Schmuckgegenstände, wie die Fibeln, Nadeln, Armbänder usw. zeigen oft eine absichtliche Beschädigung. § 8. Im N und in Ostdeutschland findet sich dieser Brauch schon in einer Reihe bronze- zcitl. Körpergräber der Per. II und III bezeugt (Schwert von Dahmsdorf in Schle¬ sien; Schics. Vorz. NF 4 S. 8; Griffzungen - schwert von Diekhof-Perdöl in Schleswig; Mestorf Vorgesch. Altert. S. 17 Nr. i89u.a.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0547.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)