Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![an einem Ende angebrannt sind (Mitt. I Zentr. Kom. 1S79 S. XXII; Much Kupferzeit S. 256; Zcitschr. d. Öster¬ reich. Alpenvereins 33 S. 10; Jahrb. AK. 7 [1913] S. 36; Kyrie Urgeschichte des Kronlandes Salzburg Österreich. Kunsttopographie 17 (1918) passim, bes. Anhang 2 S. 14). Derartige Lcucht- späne sind aber auch noch in viel späteren Zeiten verwendet worden. So fanden sich z. B. in dem Wikinger Schiffe von Gokstad eichene Platten mit einem Loch in der Mitte, in das wohl Kien- späne gesteckt wurden. §4. Daneben standen wohl Fackeln aus Kienholz, deren Verwendung jedoch im allg. mehr aus dem S und dem Orient bezeugt ist. Auf griech. Boden stellen sie hinwiederum das Hauptbelcuchtungsmittel für die älteren Zeiten dar. Die B. zur homerischen Zeit geschah durch Kien- fackeln und Lcuchtpfannen. Lampen sind in den Dichtungen nur selten er¬ wähnt, z. B. Od. XIX 34, wo doch wohl nur an eine Lampe der späteren Form gedacht werden kann. Nach dem home¬ rischen Zeitalter werden die Fackeln dort allmählich durch Öllampen abgelöst. Un¬ gleich länger dauerte ihre Verwendung in Italien und in den Alpenländern. Nach Polybius und Strabo wurden Fackeln von den Bergbewohnern der Alpen als Tausch- mittel an die röm. Bewohner der Poebene geliefert. Doch verdrängte auch dort die Lampe allmählich den Massenverbrauch und mit den röm. Legionen wurden auch die Gebiete Galliens und Germaniens immer mehr der Talg- und der Öllampe gewonnen. Die Fackel spielt aber im Kriegs-, Kult- und Funeraldienst weiter¬ hin noch eine bedeutende Rolle. Wir sehen sie ebenso häufig an den speculae, den röm. Grenz- und Wachttürmen, z. B. an der Trajanssäule, wie als Totenfackeln bei Leichenbegängnissen und auf Leichen¬ steinen usw. wiederkehren. M. Vassits Die Fackel in Kultus und Kunst der Griechen 1900; I. M. Miller Die Beleuchtung im Altertum Progr. Würzburg 1885/6. § 5. Aus den Fackeln sind dann an¬ scheinend die Kerzen hervorgegangen, indem man anfänglich getrocknete Binsen u. dgl. mit brennbaren Materialien, wie Pech, 1 Harz, Wachs umkleidete, schließlich nur noch dieses letztere zur Verwendung brachte, und später das Werggcflccht an einem Holzstock befestigte. Die ersten Anfänge der Kerze reichen in sehr alte Zeiten zurück. Bereits sehr früh erscheinen in Babylonien kleine Leuchter für Kerzen (MDOG 42 S. 10; Meissner Babylonien und Assyrien I Tf. 14). Kerzen spielen im griech. Altcr- I tum eine geringe Rolle, wenngleich sie auch nicht völlig vom Gebrauch ausgeschlossen waren, wenigstens sprechen die meist für Kerzen eingerichteten etrusk. und ital. Kandelaber auch für die Kenntnis der Kerze in Griechenland. In Italien und im N scheinen die Kerzen dagegen mehr heimisch gewesen zu sein. Die Kerzen wurden nach Rom wohl von den Etrus¬ kern gebracht. Sie bestanden aus dem Docht und der Umhüllung aus Wachs oder Talg. Auf ital. Boden vollzog sich die Ausbildung eines besonderen Geräts zum Halten der Kerze, des Kandelabers (ursprünglich ein Gerät zur Befestigung der kandela, der Kerze, später der Lampe), eines Kerzenstockes, dessen Schaft sich oben drei- oder vierteilte und in Kerzen- halter auslief, in welche die Kerzen ein¬ geklemmt oder mittels Metalldraht an¬ gebunden, später aufgespießt wurden, ein Gerät, das in großer Zahl aus Etrurien und den kampanischen Städten auf uns ge¬ kommen ist. Auf german. Boden ist die Kerze in ihrer ältesten Form, einer Art Fackel ähnlich, aus einem Holzstabe, um den geharztes oder gefettetes Werg ge¬ bunden oder geflochten ist(Grimm DWB 5 S. 614), wohl gleichfalls sehr alt. Die spätere Gestalt entwickelt sich unter An¬ lehnung an die Bedürfnisse der Kirche, die die Wachskerze mannigfach zu verwenden hatte, und wird zierlicher. Statt des Werg¬ dochtes erscheint der Fadendocht, als Kern der Kerze, um welchen die Brenn- masse in der Art gelegt wird, wie das noch Jahrhunderte später durch das sog. Licht¬ ziehen in den Häusern geschah, nämlich daß man die von einem Brett niederhän¬ genden Dochte so lange wiederholt durch das flüssig gemachte Wachs zieht und es regelmäßig an allen Seiten ansetzen läßt, bis die gewünschte Dicke und Run¬ dung erzielt ist. Daneben wird als schlich-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0551.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)