Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![plexe (s. Eolithenproblem). Das Mes- vinien erinnert am ehesten an ein altes Mousterien, das Strcpyien scheint uns unhaltbar. Dies schließt nicht aus, daß sich der eine oder andere einschlägige FO schließlich als Prächelleen oder atypisches Chelleen erweisen könnte. Das klassische Chelleen ist vorläufig desgleichen noch nicht bekannt geworden, ganz zu schweigen von augenscheinlichen Verwechslungen mit Campignientypen bzw. den gefälschten „Silexdolchen“ dieser Stufe (Mitt. Präli. Korn. 2 [1908] N. 1 S. 83 Obermaier). Die erste einstweilen einwandfrei er¬ wiesene Stufe ist das Acheuleen, welches bereits mit glazialer Fauna auf- tritt, die sich bis zum Endmagdalenien hält und die bekannten arktisch-alpinen Arten umfaßt. Außerdem wurde der Moschusochse, ohne Zusammenhang mit menschlichen Funden, in Tirlemont und Rupelmont nachgewiesen. Das Acheuleen tritt nur an wenigen Plätzen in reiner Stratigraphie auf, häufiger in Form von Oberflächenfunden oder in Vermengung mit Mousterien, was wir als AcheuKo- Mousterien bezeichnen werden. In der Gegend von Mons fand es sich rein und „in situ“, in Spiennes (Grube Helin), Saint-Symphorien und Mesvin (Grube Solvay), am letzteren Orte zusammen mit Mammut, wollhaarigem Nashorn, Wild¬ pferd usw. Etwas weiter ö. entdeckte M. de Puydt prächtige Faustkeilserien in Ressaix, Leval und Epinois (Canton von Binche), denen sich jene von Soignies (mit Fauna) anreihen. Großes Interesse bieten die Höhlenvorkommnisse, so vor allem die Grotte du Flarre du Gibet, bei Falhise (Anthee; Ach.-Moust.), und, am unteren Mehaigne-Laufe zwischen Moha und Huccorgne gelegen, der Abri Sandron (Acheul. und etwas Jungpaläol.), die von Rutot gänzlich mißverstandene Grotte de la Carriere de l’Hermitage, welche eine typische Micoque-Industrie lieferte (zu¬ sammen mit Mammut, wollhaarigem Nas¬ horn, Wildpferd, Urstier, Riesenhirsch, Höhlenbär, Höhlenhyäne, aber ohne Ren¬ tier), die Grotte du Chena (Ach.-Moust.) u. a. Aus der Provinz Lüttich sei we¬ nigstens das AcheuHcn von Latinnc, un¬ weit Braives (Funde „in situ“), von Argenteau (dgl.) und der bedeutsame Jungacheul.-Platz vonSainte-Walburge, im Weichbilde von Lüttich, namhaft gemacht. Das Mousterien tritt im Hainaut und sonsthin nicht selten oberflächlich auf, sein genaueres Studium ermöglichen einige Plöhlen, besonders das tiefere Ni¬ veau der Grotte du Docteur, unfern Moha, die Grotte d’Engis an der Maas (mit Alt-Moust., schwachem Spät-Moust., mittlerem und oberen Aurignacien), die Caverne de Fond-de-Foret (im Soumagne- tale; mit vermengtem Alt-Mousterien und Jung-Aurignacien) und die Höhle von Spy- sur-l’Orneau (Namur), deren Gesamt¬ stratigraphie nach H. Breuil die folgenden Niveaux umfaßte: a) Endaurignacien, mit der Font-Ro- bert-Fazies, und vielleicht mit Proto- solutreen. b) Mittel-Aurignacien. c) oberes Mousterien (mit zwei Be¬ stattungen). d) Alt-Mousterien (mit Faustkeilen). § 3. Das Jungpaläol. fehlt, wie in Nordfrankreich, in den belg. Freiland¬ stationen nahezu vollständig, ist aber in den Höhlen der Täler der Maas und ihrer Nebenflüsse verhältnismäßig gut ver¬ treten. Nächst den bereits namhaft ge¬ machten Vorkommnissen seien hervor- gehoben das Trou du Sureau, unweit Montaigle an der Molignee, welches die Grundlage für das „Montaiglien“ Rutots gab und typisches Aurignacien bzw. Mag- dalenien lieferte. Das Trou Magrite bei Pont-ä-Lesse barg ein typisches Auri¬ gnacien und darüber zwei Niveaux mit Stielspitzen vom Font-Roberttypus (,,Ma- gritien“), in welch letzteren ein Kom¬ mandostab und eine kleine menschliche Elfenbeinstatue zutage kamen. In den Höhlen von Goyet (bei Namur) lagerten über dem Aurignacien ein typisches äl¬ teres Magdalenien („Goyetien“, mit Elfen¬ bein- und Rentiergeweihpfriemen, einigen verzierten Kommandostäben usw.) und Anzeichen für ein jüngeres Niveau der gleichen Stufe (Harpune), das mit Tar- denoisien verwühlt war. Dem Magda- 16nien gehört auch die Höhle von Ver¬ laine, unweit Sy-sur-l’Ourthe, an, die neben Knochenpfriemen, feinen Nadeln](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0562.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)