Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![können uns sagen, wann der Germanenstoß weiter nach W ging. Für den SW (Trier) sind wir besser unterrichtet. Man kann hier das gerrn. Vordringen wohl in die mittl. LTZ setzen, für einen Teil von B. (den nö.) vielleicht noch ins 3. Jh. v. C. Von Funden ist wenig zu berichten. Einige zer¬ streute Fibeln besagen nicht viel. Wichtiger ist ein Ringwall bei Namur: Hastedon. Er hat echten Murus gallicus (s. d.). Her¬ vorzuheben ist hier noch einmal (s. a. Beigen), daß die von Cäsar über¬ lieferten Stammesnamen der Beigen: z. B. Remer, Treverer u. a. m. sich nur auf die Brandflachgrab-Bevölkerung des 1. : vorchristl. Jh. beziehen, z. B. in Trier, also auf die Funde von Biewer, Grügelborn, Hüttigweiler, Wadern u. a., nicht etwa j auf die reichen Frühlatenegrabhügel. Von Interesse ist noch, daß Dechelette die Beigen für Wagenfabrikanten hält, da Virgil und Lucan den Kriegswagen belg. nennt. Dies dürfte kaum stimmen, da die Hauptzeit, in der man solche Kriegswagen ' herstellte, die älteste Stufe der LTZ ist. [ Mit dem Einrücken der Römer begann für die Beigen eine Zeit heftiger Freiheits¬ kämpfe, die sie im Bunde mit den rechts- I rheinischen Germanen führten. Der heftig¬ ste davon war der Bataverkrieg. Allerdings waren von den Bewohnern des heutigen B. nur die n. stärker daran beteiligt. Genannt sei noch die friihröm. „belgische Ware“, Tongeschirr in römischer Technik von zwei Arten: erstens röm. (Terra sigil- lata-) Formen nachahmend, und zweitens einheimische Spätlateneformen pflegend. Letztere Art hat bis zum Einbruch der Franken im 4. und 5. Jh. fortgelebt und auf deren Keramik eingewirkt (Mannus 14, j [1922] S. 187 E. Rademacher). Außer der angegebenen Literatur s. A. de L o e L'äge du bronze et le premier dge du fer en Belgique Congr. intern, preh. Moskau 1892 II 229ff. E. Rademacher j Belle Assise (Clermont; Oise) s. ! Eolithenproblem § IO. Belmonte Piceno. § 1. Neben Novilara der bis jetzt wichtigste Fundplatz in Pice- num, am r. Ufer des Tenna, 14 km oberhalb Fermo. Der zu den Gräbern gehörige, von den Römern in die Flußebene verlegte Ort Falerio lag auf der Höhe des Mons Faler- nus (so wohl zu identifizieren; Nissen Ital. Landesk. II 423), wo kiesgedeckte, grad¬ linige Straßen, rechteckige Insulae in Ge¬ stalt großer Baracken, die durch Innen¬ teilung in Wohnungen zerlegt waren, merk¬ würdige Zeugen früher städtischer Ordnung und sozialer Gleichung sind. § 2. Die etwa 300 Gräber, welche nach vorherigen wilden Grabungen 1909—11 regelrecht aufgedeckt wurden, waren Erd- gruben ohne Steinschutz oder Steinzeichen, durcheinander liegend Arm und Reich, ohne Ordnung und Unterschied. Die Leichen lagen meist auf der r. Seite, beginnen noch mit liegenden Hockern, die sich in einzelnen Fällen auch später noch erkennen lassen. Unter den Leichen war eine Bretterunter¬ lage, wenigstens meistens, darüber Stoff. Niedergelegt wurden sie in ihrer Lebens¬ tracht, die z. T. noch gut erkennbar war. Die Männer trugen eine dicke Wolltunika, so z. B. in der „Tomba del Duce“, dem vornehmsten Grabe; auf der Brust ein förm¬ liches panzerartiges Netz von Eisenfibeln verschiedener Form und Größe. Außer Fibeln wenig Schmuck, einige Halsketten aus Perlen von Bronze, Glas und Elfenbein, auch torquesartig gedrehte Halsreifen. Viele Schutzwaffen, so Reste von Holz- und Lederschilden, Helme, teils der einheimi¬ schen Krempenhutform mit Vorrichtung für Federschmuck, teils den griech.-korin¬ thischen Topfhelmen mit Nasenschutz und Backenklappen gleichartig und vielleicht importiert, wie auch die Beinschienen aus Bronze; einige reichen bis zum Oberschen¬ kel, von zweien sind die Kniestücke mit getriebener Darstellung von Herakles’ Lö¬ wenkampf geschmückt, also wohl sicher griech. Fabrikat. Runde Bronzescheiben, z. B. zwei durch einen bronzebeschlagenen Riemen verbunden, schützten als Panzer¬ ersatz, über einem wohl vorauszusetzenden Lcderkoller, die Brust, bereits in der Gestalt, wie sie später ähnlich im ganzen 0 bis tief in den S der Halbinsel hinab Sitte wurde (Arch. Jahrb. 24(1909] S. 146 fr. Weege; Röm. Mitt. 24 [1920] S. 8 f. Belm). § 3. Viele Angriffswaffen finden sich, Eisenlanzen bis zu 9 Typen mit Schuh und Resten der Bronzebänder zum Verstärken der Schaftverbindung. Nur noch eine Bronzelanze erscheint. Gewaltige Schwer-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0574.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)