Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![scheinlich, daß dies auch noch mit anderen Stoffen, darunter in erster Linie Gold und Silber, fallweise durch Grubenbau geschah, doch fehlen hierüber bisher noch aus¬ reichende Belege. I. Bergbau auf Feuerstein. § 2. Obwohl der Feuerstein in vielen Ge¬ genden in sehrgroßen Mengen verstreut auf der Erdoberfläche liegt oder in Gerollen und Geschieben gefunden wird, kennt man schon seit sehr langerZeit und gerade wieder aus Gegenden, die sehr reich an oberflächi¬ gen Fundstellen von Feuersteinen sind, präh. B. auf diesen. So eigenartig dies auch auf den ersten Blick sein mag, wird es verständlich, wenn man bedenkt, : daß der an der Erdoberfläche anzutreffende Feuerstein einen Verwitterungsprozeß durchmacht, der seine Spaltbarkeit we- sentl. beeinträchtigt und zumeist auch nur in einer Größe vorhanden ist, die die Herstellung größerer Werkzeuge erschwert. In der Erde aber behält der Feuerstein seine natürliche Bergfeuchtigkeit, kann in großen Stücken gewonnen werden und stellt sowohl in Bezug auf seine Spaltbarkeit als auch auf seine Größe ein einwandfreies Ausgangsmaterial dar. § 3. In welch ausgedehntem Maße der untertätige Abbau betrieben wurde, zeigt eine Zusammenstellung der bisher bekann¬ ten präh. Flintminen von J. And ree (Vor¬ zeit 2 [1922] S. 2),wo auch die einschlägige Literatur zitiert ist. Nach ihm kennen wir von Belgi en in Spiennes (Tf. 106 c), Avennes (Tf. 106 b), Meeffe, Braives und aus der Gegend von Obourg-Strepy (s. Belgien B § 2), aus Frankreich bei Mur-de-Barrez, Champignolles, Nointel, Velennes, Clermont (Oise), Froucourt, Petit-Morin, Petite-Ga- renne, Les Martins, Bas Meudon, aus Eng¬ land bei Grime’s Graves (s. d.), Cissbury Camp (s. d.), West Stoke in der Nähe von Chichester und wahrscheinlich bei Pen-Pits, aus Schweden bei Kvarnby, Sallerup, aus Sizilien am Monte Tabuto bei Syrakus (s. Tabuto, Monte) und aus Portugal in Rocio bei Lissabon vorgcsch. Baue auf Feuerstein. An allen diesen Orten haben wir es mit ziemlich gleichartigen Abbau¬ methoden zu tun. Entweder sind es ein¬ fache Tagbaue in Form von Gruben, oder i es sind echte B. mit Schacht-, Stollen- und Grubenfeldbetrieb. § 3. Als Beispiel eines einfachen Tag¬ baues mögen die Flintgruben bei Champig¬ nolles (Tf. 110 a) näher besprochen sein. Hier wurde in die mit Feuersteinlassen durch¬ schossene Kreide, offenbar an einer beson¬ ders günstigen Stelle, wo der Feuerstein an den Tag ausbeißt, eine Grube abgeteuft, deren Lichte gegen die Tiefe zu immer kleiner wird und auf diese Weise eine trichterähnliche Gestalt bekommt. Die ganze Tiefe der Grube ist etwa über 3 m. Man versuchte die in die Kreide (D) eingebetteten Feuersteinlagen zu gewinnen. Dies scheint aber am Sohlengrunde der Grube nicht das gewünschte Resultat er¬ geben zu haben; deshalb versetzte man den unteren Teil wieder mit Kreideblöcken. L. von der noch erhaltenen Brandschichte (E) wurde weiter abgebaut. In dem nach dem Verlassen der Grube eingestürzten und eingeschwemmten Material (B) blieb uns ein unfertiges Feuersteinartefakt (G) und ein hackenförmiges Grabwerkzeug aus Hirschhorn (H) erhalten. § 4. Einen Übergang von den eben kurz beschriebenen Schurfbauten zum Ab¬ bau in untertägigen Feldern gibt uns der Schacht von Spiennes, dem auch andere schachtförmige Flintabteufungen in ihrer Anlage sehr nahe stehen (Tf. 106c). Der Schacht von Spiennes ist etwa 17 m t., senk¬ recht abgeteuft und ziemlich gleichmäßig 1 m im Dm haltend. Gegen sein Mundloch zu er¬ weitert er sich auf etwa 2 m Dm, und an seiner Sohle legte man breitere, aber sehr : niedere Grubenfelder an. Die in die Kreide eingebetteten Feuersteinlagen wurden z. T. bereits anläßlich der Schachtabteufung ab¬ gebaut, hauptsächlich aber im unteren Grubenfelde gewonnen. Hier hat man, offenbar zur Förderung, Seile verwendet, wofür ein etwa 2 m unter dem Mundloche anstehender großer Kreideblock mit starken Rillen spricht. § 5. Für den ausgebreiteten Abbau in untertägigen Grubenfeldern geben uns 1. die Anlagen von Cissbury (Tf. nob) einen 1 ausgezeichneten Einblick. Hier fuhr man ; in weitlichtigen, großräumigen Schächten, fl deren Tagmundloch oft 10 m Weite er- i reichte, bis zu dem abzubauenden Hori- 1 1](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0580.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)