Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![kunft des zu Artefakten verarbeiteten B. von Wichtigkeit: 15. Syrien, Libanon- gebict („Schraubt“ z. T.). 16. Hinterindien, Ober-Birma („Birmit“). § 5. Die Unterscheidung der fossilen Harze nach „Arten“ oder „Varietäten“ ist außerordentlich schwierig. Weder die physikalischen Eigenschaften (Farbe, Glanz, Durchsichtigkeit, Härte, Sprödig¬ keit, Bruch, spez. Gewicht) noch die che¬ mische Beschaffenheit (elementare Zu¬ sammensetzung, Gehalt an Schwefel und Bernsteinsäure) sind so spezifisch, daß da¬ nach eine sichere Trennung möglich wäre. Bernsteinharze aus dem Mittelmeergebiet und aus Rumänien zeigen zwar im allg. etwas dunklere, d. h. ins Rötliche oder Schwärzliche spielende Farbentöne als der baltische B„ der vorwiegend gelb, häufig hellgelb oder goldgelb ist; rumän. B. ist meist von zahlreichen, mikroskopisch kleinen Sprüngen durchsetzt; sizil. B. zeigt nicht selten Fluoreszenzerscheinungen; aber derartige Anhaltspunkte für eine Unter¬ scheidung reichen zur genauen Kennzeich¬ nung nicht aus. Auch die Feststellung des Schmelzpunktes genügt dazu nicht, da Ol s hausen und Rathgen (ZfEthn. 1904 S. 153 ff.) nachgewiesen haben, daß die Schmelzpunkte von Bernsteinharzen ver¬ schiedenster Herkunft dicht beieinander liegen und daher zu wenig spezifisch sind, um zu einer sicheren Unterscheidung dienen zu können. Da die physikalischen Eigen¬ schaften versagten, hat man die chemi¬ schen zu einer Artentrennung nutzbar zu machen versucht. Helm glaubte anfangs gefunden zu haben, daß der halt. B. allen andern fossilen Harzen gegenüber durch einen hohen Gehalt an Bernsteinsäure (3—8 %) ausgezeichnet sei; indessen stellte sich im Laufe weiterer Untersuchungen heraus, daß es in Galizien neben bernstein¬ säurefreiem auch bernsteinsäurehaltiges fossiles Harz gibt, das seiner geol. Lagerung nach nicht Succinit, d. h. balt. B., sein kann. Ferner sind in Rumänien und, wenn auch nur in wenigen Fällen, in Italien und Sizilien fossile Harze gefunden worden, die Bernsteinsäure enthalten; da diese Fundstellen weit außerhalb des nord. Vereisungsgebietes — das sich im wcscntl. mit dem Verbreitungsgebiete des balt. B. deckt (s. § 2) — liegen, kann es sich in den betreffenden Fällen nicht um Succinit, also Ostseebernstein, handeln. Bernstein¬ harze auf Grund des Gehaltes an Bern- steinsäurc zu unterscheiden, ist auch aus andern Gründen bedenklich. Der B. er¬ leidet nämlich beim Lagern im Erdboden nicht selten eine weitgehende Zersetzung, was sowohl in physikalischer wie chemischer Hinsicht gilt: in der äußeren Schicht, der Verwitterungsrinde, findet zunächst eine Vermehrung, dann zum Schluß eine starke Verminderung des Bernsteinsäuregehaltes statt. Der Gehalt an Bernsteinsäure schwankt also je nach dem Grade der Ver¬ witterung. Aber auch ein und dasselbe Stück unverwitterten B. zeigt zuweilen in seinen verschiedenen Teilen ganz ab¬ weichende chemische Zusammensetzung, insbesondere in bezug auf Gehalt an Bern¬ steinsäure, was wahrscheinlich mit dem Grade der Fossilisation zusammenhängt. WieDahms(Schr. Nat. Ges.DanzigloH.2/3 [1901] S. 243 ff.) nachgewiesen hat, ist auch die chemische Elementar-Analyse wenig geeignet, Unterschiede zwischen den einzel¬ nen Bernsteinarten festzustellen, weil die Verwandtschaft der fossilen Harze eine sehr nahe ist. Der Gehalt an Schwefel ist ebensowenig charakteristisch, da er offen¬ bar von der geol. Lagerung des B., den Be¬ gleitmineralien, dem Grade der Verwitte¬ rung usw. abhängig ist (Arch. d. Pharmazie 8,3 [1877]; 10,6 [1878] Helm). § 6. Aus dem, was in § 5 über die Unter¬ scheidung fossiler Harze gesagt worden ist, geht ohne weiteres hervor, daß das Problem der Herkunft des in vorgesch. Zeit zu Arte¬ fakten verarbeiteten B. ein sehr schwieriges ist. Zu seiner Lösung hat man vor allem die Verschiedenheit der Bernsteinarten im Bernsteinsäuregehalt heranzuziehen ver¬ sucht. Insbesondere hat Helm die Behaup¬ tung aufgestellt, alle Artefakte aus B. mit einem Bernsteinsäurcgehalt von 3 % an aufwärts seien aus balt. B. (Succinit) ange¬ fertigt worden, da nur dieser von allen fossilen Harzen einen so hohen Gehalt an Bernsteinsäure aufweise. In der Tat ist bis jetzt sowohl in Italien wie auf Sizilien (mit ganz wenigen Ausnahmcn)kein Rohbernstein gefunden worden, der mehr als 0,4 % Bern¬ steinsäure enthält, und auch aus Spanien](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0646.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)