Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![54 Knochen-und Horngeräte (TsuntasTf.43, 45—47). In Dimini, wo die I. Per. fast ganz fehlt, die II. um so reichhaltiger ist, hat Tsuntas neben den Fundamenten eines Hauses dieser Per. zwei kupferne Äxte primitiver, den steinernen nachgebildeter Form und einen kleinen goldenen Anhänger gefunden (S. 350, 352 f.): das erste Auf¬ treten der Metalle. Ein entsprechen¬ der Fund ist auch in Böoticn gemacht worden (s. u. § 7). § 4. Die beiden neol. Per. sind durch die grundlegenden Unterschiede der Keramik und der Idole klar geschieden. Ein langer Zeitabschnitt zwischen beiden scheint nicht wahrscheinlich. Ebensowenig wird man für die Dauer jeder Per. eine besonders lange Zeit anzusetzen geneigt sein, da die Kera¬ mik und die Idole fast keine fortschreitende Entwicklung zeigen. Daß an einigen Orten in einer Per. mehrere Gebäude überein¬ ander liegen (vor allem Tsangli), beweist hiergegen nichts, da diese primitiven Bauten sehr leicht abbrennen und auch wieder er¬ neuert werden konnten. Die Grenzen der 1. neol. Per. sind im wesentl. die Berge s. von Orchomenos im S, die makedonischen Randgebirge im N, im W wäre der Pindus die natürliche Grenze. Indessen fehlen in diesem Gebiet bisher alle Funde. Vielleicht war es damals durch Urwald unbewohnbar. Die Sesklo- Keramik setzt als monochrome und be¬ malte Ware gleich in höchster Blüte ein, dann erfolgt ein Abstieg. Trotz der lokalen Verschiedenheiten (Sesklo, Tsangli-Zerelia- Rahmani, Tsani, Lianokladi; Orchomenos- Chaironea, Drachmani) ist die Keramik ein¬ heitlich. Die einzelnen Gruppen tauschen ihre Produkte aus. Das Spercheiostal bildet die Mittellinie, bis zu der von N wie von S der Import gelangt. Der Haustypus ist noch nicht einheitlich, von Krieg nirgends eine Spur. Die Vorräte an tönernen Schleu- derkugeln konnten der Jagd dienen. Diese primitiven Stämme von Hirten und Bauern waren wohl den ältesten Bewohnern Thra¬ kiens verwandt (W.-T. S. 250). Zu der schwierigen und unsicheren Pelasger-hrage s. JHS 27 (1907) S. 170 Myrcs. ln der II. Per. klare Trennung zwischen einem einheitlichen s. Gebiet (Spcrcheios- Lal, Phokis-Böotien) und einem vielfach zerspaltenen n. Die mehrfachen konzentri¬ schen Mauerringe von Dimini (Tsuntas Tf. 2; W.-T. S. 80) zeugen von Kriegs¬ gefahr, bleiben aber eine vereinzelte Aus¬ nahme. Die neue Dimini-Keramik ist im N heimisch, schon in Zerelia, Tsani und Tsangli selten. Häuser des Megaron-Typus vereinzelt nur in Dimini und Sesklo. Eine Kinderleiche in einem Topf in Rahmani bildet das älteste, übrigens nicht fest datier¬ bare Grab in Griechenland. In Lianokladi und weiter s. in Orcho¬ menos hört in der II. Per. die bunte Kera¬ mik auf und wird durch eine neue Gattung, die sogenannte Urfirnisware (s. u.) ersetzt (n. vom Othrys erscheint bis auf ein paar Scherben in Tsani kein Urfirnis). Zugleich treten jetzt ovale Häuser auf. Idole fehlen. § 5. Als III. thessal. Per. bezeichnen Wace und Thompson eine Zeit fortschrei¬ tender Entartung. Die bemalte Keramik verschwindet allmählich, erhält sich be¬ zeichnenderweise am längsten ganz im N (Rahmani) und wird durch grobe, mono¬ chrome Ware ersetzt. Durchbohrte Äxte treten auf. Metall ist bisher nicht gefunden, aber wohl vorhanden gewesen. Die Kera¬ mik weist nach N (Serbien?) (BSA 14 S. 327 M. Vassits; dagegen Class. Review 23 [1909] 209 Wace-Thompson). Ton¬ idole mit Marmorköpfen. Ein wohlerhalte¬ nes Haus in Rahmani enthielt Korn, Linsen, Feigen sowie Spinnwirtel; also ausgedehn¬ ter Ackerbau und Weberei (W.-T. S. 246). Diese Per. ist im S durch die sogenannte minysche Ware (s. u.) etwa ins 18.—16. Jh. v. C. datierbar, die in Orchomenos häufig ist und noch bis Lianokladi im N reicht. Daneben hier grobe, handgemachte, mit schwarzen, geometrischen Mustern bemalte Vasen. § 6. Die IV. und letzte präh. thessal. Per. fällt in myk. Zeit (1500—1200 v. C.). N. vom Othrys keine bemalte Ware mehr, nur schlechte monochrome. Einheimische Metallindustrie beweisen Gußformen für Äxte in Sesklo (Tsuntas S. 333)- Uas Kupfer kommt vom Othrys. Daneben noch viel Steingerät. Ganz rohe Idole in Stein¬ kistengräbern mit Skeletten in liegender Hockerstellung. In Rini ein Ovalhaus (W.-T. S. 132). Fremde Einllüsse kommen zur See. So wie minysche Ware der 111.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0072.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)