Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
Licence: In copyright
Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
82/666 (page 40)
![Techniken (wie die äg. Kleinkunst in My- kenä), cs sind nicht kunstgewerbliche Vor¬ bilder ansehnlicher Art (wie die äg. Stein - gefäßc), sondern die ägäischen Fundstücke sind sämtlich von einfacher Art. Bald sind einzelne Gefäße, vielleicht durch persön¬ liche Beziehungen, in den Besitz von Äg. gekommen, denen sie mit ins Grab gegeben wurden; bei diesen Bestattungen mag cs sich zuweilen auch um Ausländer handeln, die in Ä. gestorben sind. Bald hat man eine größere Anzahl von Ägäcrn zusammen in Ä. angesiedelt, um sie als Arbeiter zu gebrauchen. Das letztere ist sicher nachge¬ wiesen für die Stadtruinc von Kahun (s. d.) (Dyn. 12), wo eine geschlossene Abteilung der Arbeiterschaft an der Königspyramide aus Ägäern bestand (Petrie Illahun Kahun and Gurob 1891 S. 9). Ähnlich liegt cs für die in der 18. Dyn. bewohnte Stadt Gurob (s. d.; Petrie Kahun Gurob and Hawara 1891 S. 42). Bei Gurob ist auch ein Grab gefunden, in dem eine myk. Bügelkanne in den Sarg des Toten gelegt war, der helles Haar hatte und eine Perücke aus schwarzem Haar trug (ebd. S. 39, Tomb 23 mit Tf. 28, 1). Im Tempel von Amarna (s. d.) sind ägäische Scherben gefunden worden (Jour¬ nal Eg. Arch. 8 [1922] S. 48 Woolley). Die größte Überraschung brachte es mit sich, als man in den Königsgräbern der 1. Dyn. bei Abydos (s. d.) Bruchstücke von Tongefäßen fand, die für ägäische Ar¬ beit erklärt wurden (Petrie Royal Tombs II [1901] S. 46 Tf. 54). Myk. Bügelkannen sind in großer Zahl in Ä. an vielen Orten vom Delta bis nach Nubien hinauf gefunden worden (zusammcngestellt in Ath. Mitt. 23 [1898] S. 242 v. Bissing; Fi m men Zeit und Dauer der kretisch-mykenischen Kultur 1909 S. 51; ders. Kret.-myk. Kultur 1921 S. 158). § 4. Die älteste Spur für die Beziehun¬ gen zwischen dem äg. und ägäischen Kul¬ turkreis, die sich fest datieren lassen, sind die ägäischen Scherben in den äg. Königs- gräbern der I. Dyn. bei Abydos. Es handelt sich um zwei verschiedene Arten: die eine Ware ist schwarz und hat cingeritztc Muster mit weißer Füllung, die andere be¬ steht aus hellem harten Ton mit rötlich aufgemalten Linien. Man hat dem Finder Petrie (Royalfombs II [1901] Tf. 54) nicht ernstlich widersprochen, als er die Stücke für ägäische Arbeit erklärte, und hat Parallelen aus Kreta (JHS 23 [1903] S. 157 mit Tf. 4) und anderen Gra¬ bungsplätzen beigebracht. Glaubte man doch, Beziehungen zwischen den beiden Kulturen unbedenklich für die vordynasti¬ sche Zeit annehmen zu dürfen angesichts der sonstigen Anhaltspunkte. Die Zu¬ weisung ist jedoch irrig nach dem Urteil aller Kenner des ägäischen Scherbenmateri¬ als (Mitteilung von G. Karo und Kurt Müller). Das ist zuerst ausgesprochen durch eine nachgelassene Arbeit von Fimmen (Kret.-myk. Kultur 1921 S. 152), der diese Ware im kret.-myk. Kulturkreis nicht kennt und asiat. Herkunft (Libanon) vermutet, für die allerdings kein Beleg vorliegt. Fim¬ men geht so weit, alle Beziehungen vor dem Ende des AR überhaupt zu leugnen. § 5. Im Palast von Knossos und an anderen Fundstellen des kret.-myk. Kul¬ turkreises sind Steingefäße gefunden wor¬ den, die einen äg. Eindruck machen (z. B. Ancient Egypt 2 [1915] S. 30, aus Mochlos). Sic mögen z.T. äg. Arbeit aus frühdynasti¬ scher und späterer Zeit sein, die zusammen mit anderen zweifellos echten äg. Arbeiten über das Mittelmeer gebracht worden sind. Diese haben als Vorbilder gedient, und nach ihnen sind von ägäischen Handwerkern Stücke gearbeitet worden, die sich ihnen im Gesamtcharakter anschließen, aber in den Einzelheiten deutlich die fremde Technik verraten (BSA 8 S. 121; 9 S. 98 Evans). Bruchstücke äg. Steingefäße sind mehrfach so gefunden worden, daß über ihre Echtheit kein Zweifel bestehen kann, z. B. derGefäßdeckel aus Alabaster mit dem Namen des Hyksoskönigs Chian in Knossos fBSA 7 S. 63 Evans). § 6. Die Spirale (s. d.) als Ornament verschwindet in Ä., nachdem sie auf vor- gesch. Tongefäßen einmal für kurze Zeit vorhanden gewesen war. Ihr Wicdercr- schcinen auf Käfersiegeln und anderen Stempeln des MR ist nur als Einwirkung von den Mittelmeerländern her zu erklären. Die Verwendung der Spirale als ornamen¬ tales Motiv in der Deckenbemalung der thebanischen Privatgräber geschieht in enger Verbindung mit anderen, die uns aus der myk. Kultur wohl bekannt sind und wiederum dorthin weisen. Bei der Feinheit](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0082.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)