Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
Licence: In copyright
Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
85/666 (page 43)
![£n, Fischen, Enten und Rindern nach myk. Vorbildern. Diese Motive treten auch sonst n äg. Zeichnungen auf, wo wir ägäischen iinfluß feststellen können (s. o. § 7). Von len genannten „ägyptisch-mykenischen Schalen“ sind die „phönizischen“ zu unter - cheiden, die äg. Stil nachahmen und weder eitlich noch formal etwas mit den älteren u tun haben. Arch. Jahrb. 13 (1898) S. 28 ff. Tf. 2 v. Bis¬ sing- § 15. Nach dem reichen vorliegenden vlaterial ist es sicher, daß das Pharaonen- 'eich in engen Wechselbeziehungen zu den ägäischen Völkern gestanden hat. Die Funde in Zypern und Kleinasien, auf den Inseln und in den vorklassischen Kulturen ^on Griechenland und Italien reden eine deutliche Sprache. Man ist auch geneigt, die Gemeinsamkeit von Kulturerscheinun- Lgen bis in die ältere Zeit zurück zu datieren, wenn man an die Hockergräber der altmin. Kultur denkt, die mit Steinen ausge¬ mauerte Gruben aufweisen ähnlich den äg. Gräbern des 3. Jht. Die örtliche Grenze, bis zu der man äg. Einfluß feststellen kann, ist schwer zu ermitteln und hängt auch von dem Standpunkt ab, den man bei der Be¬ urteilung einnimmt. Äg. Funde in der Etruskerstadt Tarquinii sind erst für das 1. Jht. gesichert und die Datierung eines dortigen Schachtgrabes auf die 13. Dyn. (Notizie 1882 S. 183 Ghirardini) ist irrig. Es war auch durchaus angebracht, daß Forrer {Achmim-Studien 1 [1901]) zur Er¬ klärung der neu gefundenen äg. Hocker¬ gräber auf die gleichartigen in Nord- europa verwies. Aber soll man hier nun äg. oder europ. Einfluß annehmen? oder soll man gleichartige Erscheinun¬ gen mit gemeinsamer Wurzel fest- stellen ? In Schweden und Dänemark sind Säbel (s. d.) aus Bronze bezw. Feuerstein gefunden worden, die dem äg. Sichelschwert ähneln (Montelius Minnen Abb. 837; Müller Stenalderens Kunst S. 79 Abb. 269). Aber darf man hier wirklich von einer Übertragung der Form sprechen oder handelt es sich um zufällige Überein¬ stimmungen? Man möchte es nicht von der Hand weisen, daß der äg. Einfluß über das Mittelmeer nach N gelegentlich an Stücken zutage tritt, die in Nordeuropa gefunden worden sind. An unmittelbare Beziehungen zwischen Ä. und Nord- europa denkt man mit Bestimmtheit z. B. bei der Herkunft des Holzes, das zu dem Streitwagen im Museum von Florenz ver¬ arbeitet worden ist; nach einer Unter¬ suchung von Wittmack (Berlin, Museum für Naturkunde) ist an der Deichsel Ulme, an der Radfelge Esche, an den Verbin¬ dungsstücken von Nabe und Speichen von der Umwicklung des vorderen Deichselendes Birkenbast verwendet (Präh. Z. 2 [1910] S. 327 f. Sch uchhard t). Die Bedeutung Ä. für die älteren europ. Kulturen ist neuerdings zusammen- gefaßt in Schuchhardt Alleuropa 1919 S. 185 ff. Als in spätäg. Zeit die äg. Religion in alle Teile des röm. Reiches drang, sind die Isismysterien auch nach Kreta über¬ tragen worden (Rec. de Trav. 16 [1894] S. 162 ff). § 16. Würden die Namen der von den Äg. erwähnten Völker örtlich genau festzu- legen sein, so würden wir einen zuverlässi¬ gen Anhalt für die Ausdehnung der ägäi¬ schen Beziehungen Ä. haben. Aber die hieroglyphisch erhaltenen Volksnamen sind nur zu einem kleinen Teile mit Sicherheit identifiziert. Auch besteht bei den Äg. keine scharfe Trennung zwischen den Volksnamen von Syrien, Kleinasien und dem nw. Teile des Mittelmeers. Man kann den überlieferten Listen also nicht ohne weiteres entnehmen, in welcher Gegend die aufgeführten Völker wohnen. Hinzu tritt der wechselnde Standpunkt in der Beurteilung. Während man vor einem halben Jahr¬ hundert in den Anfängen der Ägyptologie kühn die hieroglyphischen Volksnamen mit irgendwelchen verglich, die uns in sonstigen antiken LTrkunden und Sprachen überliefert waren, folgte dann als Rückschlag eine Zeit des Skeptizismus, in der man alle weit- tragenden Folgerungen als verfrüht ab¬ lehnte, weil eine Anzahl von Identifizierun¬ gen sich unhaltbar erwiesen hatte. Im letzten Jahrzehnt ist man dann durch ge¬ sicherte Ergebnisse der Bodenfunde und der philol. Forschung ermutigt worden, an die Richtigkeit einer Reihe von Gleichungen zu glauben. Doch sind die Untersuchun¬ gen des heute vorhandenen Materials bei weitem noch nicht sorgfältig genug durch-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0085.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)