Volume 1
Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert.
- Max Ebert
- Date:
- 1924-32
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Credit: Reallexikon der Vorgeschichte : unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter / herausgegeben von Max Ebert. Source: Wellcome Collection.
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![§ 6. Überblickt man die ebengenannten unde, so ergibt sich, daß sie sämtlich en ältesten Schichten der Ausgrabungen, üso der Zeit vom Beginne des 2. Jht. bis twa 1200 v. C. angehören. In diesen h. muß ein sehr reger Verkehr aus dem iebiete des ägäischen Meeres nach Palä- tina-Syricn bestanden haben. Die fremde Vare ist in sehr vielen Stücken eingeführt worden, und nicht nur die Vornehmen und Reichen, sondern auch die ärmeren Schieb¬ en scheinen sich an der Schönheit ler \v. Erzeugnisse erfreut zu haben, danches mag auf Landwegen über Klein - isien oder Ägypten hereingekommen .ein. Darauf deuten hettitische und äg. ; Einflüsse, die hier und da zu bemerken sind (z. B. dieSkarabäen; s. Amulett). Die Hauptmasse ist aber zu Schiff von den sce- üchtigen Ägäern, die sogar im Dienste der Ägypter das Mittelmeer befuhren, hcr- Hngebracht worden. Neben Getreide, Öl and Wein wurden die zu deren Ver- oackung ungeeigneteren kleinen Ton- gefäße, wertvolle Steine und Metalle, sicher meistens schon bearbeitet, einge¬ führt. Auch Erzeugnisse weit entlegener Küsten, wie Zinn, Silber, Bernstein, ver¬ mochten die Ägäer als Vermittler zu liefern. Die Hauptausgangspunkte für diesen Han¬ delsverkehr sind Kreta (wohl für die Waren vom griech. Festland), sodann Zypern, wohin durch die Amarnabriefe Fahrten be¬ zeugt sind, mit eigenen Waren gewesen. Anscheinend nahm diese Verbindung ein jähes Ende mit dem Einbrüche der Phi¬ lister (s. d.), die selbst zum ägäischen Kul¬ turpreise gehörten und den Bewohnern Syriens und Palästinas die geschätzten Er¬ zeugnisse w. Kunst zum Teil noch weiter lieferten, zum Teil aber durch eine minder¬ wertige Nachahmung ersetzten. Für diese Vermutung ist es sehr bezeichnend, daß in den Schichten mit Philisterkeramik die ägäische Töpferware nicht mehr zu finden ist (besonders deutlich ist die Trennung in (asqalän PEF Quartcrly stat. 45 (1913] S. 21). Für die Geschichte der beiden Länder sind diese ägäischen Kultur- einfiüssc nicht zu unterschätzen. Sie tieten ebenbürtig, ja in gewisser Beziehung mit stärkerem Gewicht, neben die aus Me¬ sopotamien, deren Herrscher ja nur eine kurze Zeit lang ihre Macht bis zum Mittel¬ meer ausdehnen konnten, und die aus Ägypten, das seine jahrhundertelang ge¬ wahrte Herrschaft über Westasien gerade gegen Ende des 2. Jht. verlor. F. B. Welch The Influence 0/ the Aegaean Civilisation on South Palesline PEF. Quartcrly stat. 32 (1900) S. 342 ff.; D. G. Hogarth Ionia and the East 1909; R. Frhr. v. L'.chtenberg Einflüsse der ägäischen Kultur auf Ägypten und Palästina MV AG 16, 2 (1911); R. Dussaud Les civilisations prehelleniques dans le bassin de la Mer Egee2 1914; FI. R. Hall Aegaean Archaeo- logy 1915; R. Frhr. v. Lichtenberg Die ägäi¬ sche Kultur'1 1918; D. Fimmen Die krelisch- mykenische Kultur2 1924; C. L. Woolley La Phenicie et les peuples ege'ens Syria 2 (1921) S. 177 ff.; ders. Asia Minor, Syria and the Aegaean Liverpool Annals 9 (1922) S. 41 ff. Peter Thomsen Aggsbach s. Österreich A. Aggtelek s. Baradlahöhle. Ägina. Große Insel im saronischen Meer¬ busen, ca. 85,4 qkm groß, dreieckiger Form, sehr gebirgig; höchste Erhebung an der Südspitze der Oros, 534 m. Hier vormyk. und myk. Funde, auch Gebäudereste (bay¬ rische Ausgrabungen, unpubliziert, Fund¬ stücke im Museum von Ägina). Nur an der Nordwestküste eine wenig fruchtbare Strandebene mit gutem Hafen. Hierdiealte (und moderne) Hauptstadt: Ruine des dor. Aphroditetempels. Unter und um diese eine präh. Ansiedelung mit rechteckigen Hausmauern und Steinkistengräbern (’Ecp. 1895 S. 235 ff. Stals); die bayrischen Ausgrabungen ergaben hier Keramik früh- und mittelhelladischer Zeit (Urfirnis, Miny- schcs, viel Mattmalerei offenbar einheimi¬ scher Herkunft) sowie Mykenisches (un¬ publiziert, Museum von Ägina). In der Nähe myk. Felskammergräber (’E:p. ap%. 1910 S. 177 ff. Keramopullos); spätmyk. Goldschmuck jetzt im Brit. Mus. (JHS 23 [1893] S. 195 ff. A. Evans; Marshall Cat. of Jewell, in the Br. Mus. S. XIX f.). Nahe der Nordostecke der Insel, im Schutt der ö. Terrasse des berühmten Aphaia-Tempels (Anfang des 5. Jh.), myk. Idole und Scher¬ ben; unter dem Tempel Reste eines Kurven - baus (H. Thicrsch in A. Furtwänglcr Ägina S. 370 ff., 434 f.). Ein Obsidianfund in der Nähe (ebd. S. 470), ein myk. Grab¬ fund beim Dorf Kilindra (ebd. S. 435). Nachmyk.: V. Stals a. a. O.; Ath. Mitt. 22 (1897) S. 265 ff. L. Pallat; 0. Hirsch-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29931125_0001_0091.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)