Die Arzneimittel-Synthese auf Grundlage der Beziehungen zwischen chemischen Aufbau und Wirkung : Für Ärzte und Chemiker / Von Dr. Sigmund Fränkel.

  • Siegmund Fränkel
Date:
1906
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Credit: Die Arzneimittel-Synthese auf Grundlage der Beziehungen zwischen chemischen Aufbau und Wirkung : Für Ärzte und Chemiker / Von Dr. Sigmund Fränkel. Source: Wellcome Collection.

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    Körperklassen herübergenommen sind, neue Substanzen schaffen und schliesslich sehr erfreut sind, wenn sie einen physiologisch wirksamen Körper, der am Krankenbette therapeutische Wirkungen äussert, er- halten und dabei übersehen, dass sie nur das Unwesentliche in der Konstitution des Körpers variiert haben, das Wesentliche aber unver- ändert blieb. Eine zweite Richtung der synthetischen Arzneimittelchemie war noch ungleich einfacher in bezug auf das gestellte Problem, sowie auch auf die Variationsmöglichkeiten der Lösungen dieses Problems. Eine Reihe von in der Natur vorkommenden und als Arzneimittel verwen- deten Körpern, sowie auch neue synthetisch dargestellte Substanzen zeigten bei ihrer Anwendung in der Therapie gewisse unangenehme Nebenwirkungen, die mit der Plauptwirkung der Substanz nicht immer im genetischen Zusammenhänge standen. Diese Nebenwirkungen äusserten sich darin, dass die Arzneikörper zu rasch oder zu langsam die ihnen eigentümliche Wirkung auslösten, dass sie ätzend wirkten oder bitteren Geschmack hatten. Bei einer Reihe anderer Mittel fiel wieder der Umstand in die Wagschale, dass sie ihre Wirkung schon an Orten auslösten, an welchen diese Wirkung nicht benötigt wurde, wie z. B. die Darmantiseptika und darmadstringierenden Mittel, deren Wirkungen unnötigerweise schon im Magen beginnen. Bei vielen Arzneimitteln zeigte sich wiederum der Missstand, dass sie wegen ihrer Unlöslichkeit nur schwer zur Resorption gelangten; hier war das Problem, diese Substanzen ohne Veränderung ihrer physiologischen Wirksamkeit auf chemischem Wege in wasserlösliche zu verwandeln. Auch das umge- kehrte Problem, leicht lösliche Substanzen 'in schwerlösliche oder un- lösliche zu verwandeln, um sie bestimmten Zwecken dienstbar zu machen, wurde häufig aufgestellt. Während in der Therapie der früheren Zeit sich häufig die Notwendigkeit herausstellte, um gleich- zeitig verschiedene Wirkungen zu erzielen, Gemenge verschiedener, verschieden oder ähnlich wirkender Substanzen zu verabreichen, war auf synthetischem Wege die Möglichkeit geboten, chemisch solche Sub- stanzen zu kombinieren. Es ist nun die Frage naheliegend, ob Syn- thesen dieser Art, bei denen zwei oder mehrere wirksame Körper chemisch verbunden werden, Vorteile bieten vor einem einfachen Mengen der wirksamen Substanzen, ob nicht der ganze synthetisch-chemische Prozess überflüssig ist. Diese Frage lässt sich nicht strikte beantworten. Durch die Verbindung zweier wirksamer Substanzen können nämlich unter Umständen dem neu entstehenden Körper neue, den beiden Grund- substanzen nicht zukommende Wirkungen verliehen werden, doch erhält