Wie sind die Seelenstörungen in ihrem Beginne zu behandeln ? : eine von der "deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psychologie" mit dem vollen Preise gekrönte Abhandlung / von A. Erlenmeyer.
- Erlenmeyer, Adolph Albrecht, 1822-1877
- Date:
- 1860
Licence: Public Domain Mark
Credit: Wie sind die Seelenstörungen in ihrem Beginne zu behandeln ? : eine von der "deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psychologie" mit dem vollen Preise gekrönte Abhandlung / von A. Erlenmeyer. Source: Wellcome Collection.
90/120 (page 78)
![oder welche durch eine krankhafte Reizbarkeit und namentlich durch Angst bedingt sind, gehören desshalb nicht zu den Seltenheiten, ja, es kommt gar oft vor, dass wirkliche, selbst tödtliche Verletzun- gen von betreffenden Kranken ausgeführt werden. Dann wird es aber auch ebenso oft beachtet, (lass Kranke durch Mitgefühl, Anhänglichkeit und Liebe zu gewissen Personen, besonders zu ihren liebsten Angehörigen gelrieben werden, sie zu verletzen und sogar zu tödten, um sie vor den eingebildeten Gefahren zu schützen und zu reiten. So glauben zuweilen Kranke, dass ihren Kindern durch eine bevorstehende Hungersnot!], Seuche, Verfolgung von feindlicher Seite grosse Gefahr drohe, dass dieselben bald verhun- gern würden, dass sie ins Gefängniss geworfen werden sollen wegen eingebildeter verbrecherischer Handlungen der Kranken selbst; dass man an der Frau, den Eltern etc. Rache nehmen wolle u. dergl. m. Sie wollen ihre Angehörigen vor solchen Benachtheiligungen schützen, und schaffen sie desshalb lieber aus der Welt. Es kommt gar nicht selten vor, dass ein Vater seine Kinder nach der Reihe erwürgt, ihnen den Kopf zersplittert, sie erhängt; oder dass eine Mutter ihre säinmtlichen Kinder vergiftet, mit ihnen in’s Wasser springt, um sie vor den drohenden Gefahren zu be- wahren. Also nicht bloss aus Abneigung, aus feindlicher Gesinnung, aus Hass, aus krankhafter Bosheit werden solche gefährliche Handlungen von Seelengestörlen begangen, sondern auch aus Zuneigung, Anhäng- lichkeit und aus wirklicher inniger Liebe. Dann können aber auch solche schädliche Handlungen an leb- losen Gegenständen verübt werden. So wird der Kranke durch eine melancholische Angst, durch Wahnideen zum Diebstahl getrieben; er wird durch übergrbsse Reizbarkeit zu allerlei Zerstörungen seines oder eines Nachbars Eigenlhums verleitet; es beherrscht ihn eine Wahnidee, als deren Folge der Entschluss auftritt, irgendwo Feuer anzulegcn oder ein anderes Unglück anzurichten. Endlich bringen die Kranken während der Selbstüberschätzung oft viel Nachlheil über ihre Familie: sie verschenken ihr Geld, gehen leichtsinnig allerlei nachtheilige Verträge ein, kaufen unnütze Dinge zu enormen Preisen und machen überhaupt Geschäfte, welche selbst das grösste Vermögen ernstlich bedrohen und zuweilen förmlich iwi- nicen. Wir wollen die Leser nicht durch Aulzählcn von Beispii 1< .1](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28100694_0090.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)