Ueber Heilgymnastik und Massage : nach einem im ärztl. Verein in Hamburg gehaltenen Vortrage / von H. Nebel.
- Nebel, Hermann, 1853-
- Date:
- 1886
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Credit: Ueber Heilgymnastik und Massage : nach einem im ärztl. Verein in Hamburg gehaltenen Vortrage / von H. Nebel. Source: Wellcome Collection.
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![Zugleich mit den grossen Aerzten der nächsten Jahrhunderte er- hoben die Philosophen ihre Stimme zu Gunsten körperlicher Uebungen, vor allen Montaigne und Jean Jacques Rousseau, welcher in seinem »Emil« mit ]^egeisterung für pädagogische Gymnastik eintrat. Aber erst den praktischen Bemühungen Pestalozzi's und seiner Freunde, Gutsmuths, Salz mann und anderer gelang es, zvierst in der Schweiz, darauf in Deutschland die Gymnastik in der Schule einzufüh- ren; bald danach fand sie auch in Dänemark durch Nachtigall, in Schweden durch dessen Schüler Ling und in Frankreich durch Clias Eingang. In Deutschland verdankt die pädagogische Gymnastik den mächtigen Aufschwxmg, welchen sie in der Folge genommen hat, vor Allem der Begeisterung und dem Feuereifer Jahn's, dessen »Turnen« freilich zu- nächst mehr militärischen, wie erzieherischen Zwecken entsprach; er wollte eben den höchsten Grad körperlicher Kraft und Gewandtheit er- reichen, Körper und Geist stählen, um die Jugend zum Befreiungskampfe zu befähigen. Seine Nachfolger hatten zunächst die Auswüchse zu beseitigen und die Uebungen auf ein vernünftiges Mass zu reduziren; die grössten Ver- dienste in dieser Hinsicht hat unstreitig Spiess, durch den die Turn- übungen endgiltig zu dem gemacht wurden, was sie heute sind, ein mit System nach pädagogischen Grundsätzen angewandtes Erziehungsmittel der Schule. Die militärische Gymnastik ist zu allen Zeiten mehr oder minder gepflegt worden und erfreut sich gegeuAvärtig in allen stehenden Heeren reger Aufmerksamkeit. Die Erkenntnis, dass Bewegungen als Heilmittel verwerthbar seien, ist uralt und zweifelsohne den Chinesen zuzuschreiben, deren Litte- ratur über Heilgymnastik bis zum Jahre 3000 vor unserer Zeitrechnung zuTÜckdatirt. ihrer »Massage«, alles Verdienst; — die Lehre Ling's aber, von weit grösserer Bedeu- tung, viel umfassender, der gleichen Quelle entsprossen, ist nichts als Plagiat — und seltsam — S. 45 behauptet Estradere die Methode Ling's sei die Methode der indischen Brahmanen, der ägyptischen Priester, des Pythagoras, Herodikus, Hippokrates, Asklepiades, Celsus, Galen, Rufus u. a, griechischer und römischer Aerzte — (gewiss ein ehrendes Zeugnis für die umfassenden Studien, welche Ling gemacht haben müsste) und S 46 wird Daily citirt, welcher bewiesen haben will, dass Lmg s Doktrm in Theorie und Praxis nichts anderes sei, als ein pliotograph. Abklatsch des Cong-Fou in Tao-Sse. . , ^, , > • i i Um Ling's Verdienste zu verkleinern, verwickelte sich Estradere in solche Widersprüche; weil die Berichte des Pater Amio t über die im Cong-Fou niedergelegten Lehren der Heilgymnastik in Europa Aufsehen erregten, so ist es nach Estradere un- möglich, dass Ling davon nicht Kenntnis hatte. Dies ist eine Behauptung aber kein Beweis.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b20402727_0008.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)