Die experimentelle Syphilisforschung nach ihrem gegenwärtigen Stande / von A. Neisser.
- Neisser, Albert, 1855-1916.
 
- Date:
 - 1906
 
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Credit: Die experimentelle Syphilisforschung nach ihrem gegenwärtigen Stande / von A. Neisser. Source: Wellcome Collection.
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![heit tatsächlich als echte Syphilis aufzufassen sei. So blieben alle früheren Affenversuche und noch mehr natürlich Experi- mente an anderen Tierarten, ja selbst so bemerkenswerte Ver- suche, wie die von Paul Hänsell an Kaninchen gemachten, unbeachtet. Auch ich selbst, der ich diese Arbeit genauestens kannte und besonders zu berücksichtigen müssen glaubte [siehe Neisser (6)], habe die großeBedeutung derselben doch nicht ge- nügend gewürdigt. Ich kann es mir nicht versagen, Hänsells Arbeit hier kurz wiederzugeben. Hänsell machte folgende sechs Experimente: Der dünnflüssige eiterige Inhalt eines noch intakten Gummiknotens wurde ver- mittelst einer Pravazschen Spritze einem Kaninchen in die vordere Augen- kammer beider Augen, einem zweiten in die vordere Kammer und in das Parenchym des Hornhautzentrums geimpft. Der Impfstoff bestand aus viel Flüssigkeit und wenig Eiterkörperchen. Das erste Tier starb schnell. Beim zweiten Tier war der Impfstoff am vierten Tage resorbiert und die Augen blieben bis zum 25. Tage normal; dann erst bildete sich eine Iritis mit Trübung des Kammerwassers und Ciliarinjektion. Am neunten Tage nach Beginn der Iritis entstanden vier kleine grau-rötliche Knötchen, die dann wochenlang die Größe eines Gerstenkorns behielten. Allmählich bildete sich eine Gefäßwucherung, die im dritten Monat nach der Impfung die Knötchen durch einen nach und nach vom Rande zum Zentrum fortschreitenden Pannus der Beobachtung entzog. Der Randteil der Cornea und die anstoßenden Teüe der Konjunktiva und Sklera wurden in vier Monaten nach der Impfung von mehreren ziemlich großen gelb- lichen vaskularisierten Knoten her vorgetrieben, die Hänsell als vom Ciliar - körper ausgehende gummöse Geschwülste auf Grund anatomischer Ver- änderungen auffaßte. Am anderen Auge, an welchem der Impfstoff in das Parenchym Cornea gespritzt worden war, entwickelten sich erst sechs Wochen nachher, nachdem auch der Impfstoff bis auf eine leichte Trübung re- sorbiert worden war, sehr langsam mehrere kleine Knötchen, welche auch von einem sehr feinen dichten Netz von Gefäßen überzogen war. So blieben beide Augen bis zu dem im sechsten Monat nach der Impfung unter beträchtlicher Abmagerung des Tieres erfolgten Tode des- selben. Am übrigen Körper des Tieres konnte, mit Ausnahme von kleinen, erbsengroßen Verhärtungen in der Bauchhaut und der Leber, während des Lebens keine auf Syphilis hinweisenden Veränderungen nachgewiesen werden. Bei der Sektion aber fanden sich die Lunge und die Leber durch- setzt von kleinen ziemlich harten Knoten, die aus Rundzellen, größeren mehrkernigen epitheioiden Zellen und spärlichen Riesenzellen aufgebaut waren. Ein drittes Kaninchen wurde mit den Produkten der Impf- syphilis in die vordere Augenkammer geimpft und bot in der-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21170101_0016.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)