Der feinere Bau des Nervensystems im Lichte neuster Forschungen. Eine allgemaine Beitrachtung der Strukturprinzipien des Nervensystems, nebst einer Darstellung des feineren Baues des Ruckenmarkes.
- Lenhossek, Michael V.
- Date:
- 1895
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Credit: Der feinere Bau des Nervensystems im Lichte neuster Forschungen. Eine allgemaine Beitrachtung der Strukturprinzipien des Nervensystems, nebst einer Darstellung des feineren Baues des Ruckenmarkes. Source: Wellcome Collection.
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![Am leichtesten konnen wir uns Gerlack's Auffassung iiber die Urspnmgsweise der sensiblen Fasern durch den Vergleich des Gerlac h'schen Netzes mit dem Kapillarnetz der Blutgefasse vergegenwiirtigen; den in das Kapillarnetz .einmiindenden Arteri en Aviirden die Dendriten, den sich daraus entwickelnden Venen die Fasern der hinteren Wurzeln entsprechen. Gerlach's Anscliaiumgen wiirden am entschiedensten von BolP) geteilt, der das] von jenem] Forsclier vertretene Schema aiicli in der Kleinhirnrinde nachzuweisen versuclite, indem er aus den biiscliigen protoplasmatisclien Verastelimgen der Piirkinje- schen Zellen durch Ziisammentreten der Zweigchen neue, riicklaufige Nervenfasern ableitete. AhnHches nahmen Andere fiir die Pyra- midenzellen der Grosshirnrinde an. Fiir wirbellose Tiere fand Gerlach's Hypothese den eifrigsten und konsequentesten Vertreter in B. Haller^), der in einer Reihe sorgfaltig ausgefiihrter Piibli- kationen die doppelte Ursprungsweise der Nerven, teils als direkte Aiislaiifer der Nervenzellen, teils aus dem centralen Nervennetz der Punktsubstanz zu begriinden bestrebt war. Was zeigen uns nun unsere neuen Methoden, welchen Stand- punkt'haben wir auf Grund dessen, was uns diese gelehrt haben, den im vorstehenden prazisierten Fragen gegeniiber einzunehmen? Bei einer Besprechung der Golgibilder kann man nicht um- hin, mit der Betonung dessen anzufangen, mit welch' ausserordent- licher Klarheit und Vollstandigkeit die Nervenzellen samt ihren Ausstrahlungen mit dieser Methode zur Darstellung gelangen. Wie miihevoU war es ehedem, diese Zellen durch Isolation in wenigstens annahernd intaktem Zustande darzustellen. Gelang nach vielen vergeblichen Bemiihungen endlich ein derartiges Praparat, so wurde es als Kabinetstiick in den Sammlungen mikroskopischer Praparate sorgfaltig aufbewahrt. Und doch zeigen uns die jetzt mit der Golgi'schen Methode spielend leicht erzielbaren Bilder, dass das, was man bis dahin sehen konnte, fast immer nur Frag- mente, verstlimmelte Exemplare oder Zerrbilder waren; im besten 1) F. Boll, Die Histologie und Histogenese der nervosen Centralorgane. Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Bd. IV, 1874. p. 71, 2) B^laHaller, 1. Untersuchungen iiber marine Rhipidoglossen II. Morphologisches Jahrbuch, Bd. 11, 1885. — 2. tlber die sogenannto Punkt- substanz ini Centralnervensystem. Ebend. Bd. 12, 1886. — 3. Beitrage zur Kenntnis der Textur des Centralnervensystems hoherer Wiirmer. Arbeiten aus d. zool. Institut zu Wien. Bd. 8, 1889. — 4. Uber das Centralnerven- system, insbesondere Uber das Ruckenmark von Orthagoriscus mola. Morpli. Jahrbuch, Bd. 17, 1891.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272268_0053.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)