Zaubersprüche für Mutter und Kind : aus dem Papyrus 3027 des Berliner Museums / von Adolf Erman.
- Königliche Museen zu Berlin. Sammlung der ägyptischen Altertümer.
- Date:
- 1901
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Credit: Zaubersprüche für Mutter und Kind : aus dem Papyrus 3027 des Berliner Museums / von Adolf Erman. Source: Wellcome Collection.
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![Der zweite Spruch nennt die Krankheit hnw^ — diese Namen gehen dem Volk offenbar durch einander — und schreibt ihr Eiter und Geschwülste zu. Diesmal wird sie nicht bedroht, sondern sie wird fortgelockt; wie viel besser als hier in der Kinderstube würde sie es zu Haus haben in ihrem Harem. Dahin soll sie eilen, wie der »Schakal des Südens«, das ständige Bild des schnellen Dahinhuschens. Desto prosaischer ist der lange dritte Spruch, der freilich dafür eine lexikalische Fundgrube ist, wie man sie nicht besser wünschen kann. Er zählt jeden Köfpertheil einzeln auf^ und giebt der Krankheit zu bedenken, dafs sie gut thun werde, nicht auf ihn zu fallen. Wir kennen diese Form der Beschwörung schon aus anderen Zaubertexten, aus unserem Spruche U, aus dem Vaticanischen Papyrus, den ich Aegypt. Zeitschr. 1893, iiQff. besprochen habe, aus dem Turiner Text, den Pleyte und Rossi, Pap. de Tur. i 25, 5 ff., veröffentlicht haben, und aus der Metternichstele, Z. 13 ff. Alle führen, ebenso wie die in der Anmerkung citirten Todtentexte, aus, dafs jedes Glied einem Gotte gleiche oder unter seinem Schutze stehe; daher darf das Gift oder die Krankheit in ihnen nicht weilen. Auch in unserem Spruch kommt Ähnliches vor, wie z. B. wenn der Leib als die Himmelsgöttin bezeichnet wird, deren Leib die Götter geboren hat. Aber im Ganzen verfährt er anders; er warnt die Krankheit vor dem Bösen, das ihr der betreffende Körpertheil bringen könne. Am After findet sie das, wovor selbst Götter sich ekeln; der Phallus wird sie brennen, die Zähne werden sie stofsen, der Fufs sie zertreten, im Mund verschwindet sie; an Schläfe und Ohr lauert Taubheit, am Auge Blindheit und Trief- ^ Ein Femininum bmot kommt im Eb. öfters vor als eine Krankheitserscheinung in Wunden, in Zähnen und in der Vagina. ^ Wörtlich steht da: »deine schönen Frauen von den gelegten Myrrhen auf ihre Haare u. s. w.'>; vergleiche über diese Construction Sethe, Verbum II §899. ® Ähnliche, wenn auch kürzere Zerlegungen des menschlichen Körpers haben wir auch sonst (Pyr., Kap. 311 = ?. 565 ff.; Todtb., Kap. 42; Litanie du soleil IV; im Rit. de l’em- baum. [Maspero, pap. du Louvre p.25] und in den drei oben angeführten Zauberformeln). Die Aufzählung und Ausdrucksweise ist im Einzelnen sehr verschieden, doch ist die Reihen- folge im Ganzen bei allen die gleiche: der Kopf und seine Theile, dann Nacken, Arme und Finger, dann der Leib mit seinen Theilen und endlich Beine und Füfse. Bei dieser Gleich- artigkeit ist es auffallend, dafs in unserem Text, abweichend von den anderen, anscheinend bei dem Leibe keine inneren Theile genannt sind; man darf daraus wohl schliefsen, dafs unser Spruch gegen ein äufseres Leiden gerichtet ist.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24866003_0027.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)