Die Frage über die Heilbarkeit der Lungenphthisen : historisch, pathologisch und therapeutisch untersucht / von Joh. Bapt. Ullersperger.
- Ullersperger Johann Baptist, 1798-1878.
- Date:
- 1867
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die Frage über die Heilbarkeit der Lungenphthisen : historisch, pathologisch und therapeutisch untersucht / von Joh. Bapt. Ullersperger. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.
24/288 (page 16)
![werden kann.^ Es mag diesen Arzt seine klinische Beobachtung im englischen Spitale, wo die Phthisiker unter den ungünstigsten Verhält- nissen zur Cur eintreten, autorisiren, und doch gesteht er (wo daneben die allerfatalsten Conjuncturen obwalten^ wie in gar keinem anderen Lande der Welt), das statistische Resultat zu, „dass von Tausend Einer durch Kunsthülfe gerettet werde.Bringt man mit dieser klinisch- statistischen Beobachtung noch vollends die Statistik der Necroscopien in Zusammenhalt, welche uns absolut unläugbare Heilungen von Lungen- tuberkeln noch post mortem nachweisen, so möchten diese Thatsachen geradezu geeignet sein, das Vertrauen des Arztes und der Kranken eher zu stärken, als zu schwächen. — (Es ist eine eigenthümllche Sache, dass sehr häufig Individuen mit Brustaffectionen, zumal mit chronischen, eine quälende Angst vor Lungensucht haben, während erklärte Phthisiker nicht selten an keine Gefahr für ihr Leben glauben [felix naturae solamen!]. Es ist uns ein in dieser Beziehung merkwürdiger Fall bekannt: Ein junger phthi- sischer Medicincr war genöthigt, ins Spital einzutreten. Obsclion in einem Separatzimmer untergebracht, unterwarf man ihn dennoch der Hausordnung und schrieb den Namen der Krankheit nebst den Ver- ordnungen auf die Tafel oberhalb seinem Bette, wo Tuberculosis zu lesen war. Nachdem sich der ordinirende Arzt entfernt hatte, machte er ein Fragzeichen dahinter!) Gehen wir bei dieser Gelegenheit in die graueste historische Vergangenheit zurück, so finden wir, dass der Glaube an eine Heil- barkelt der Lungenphthisc sich nicht allein dort ausser dem ärztlichen Bereiche in der Mythe erhalten hat, sondern auch aus jenen Sagenzeiten her sich bei manchen Völkern fortgepflanzt hat, wie z. B. bei den Böhmen, bei welchen noch die Sitte oder der Aberglaube herrscht, Krankheiten auf Bäume überzupfianzen. Die Heilung der Lungen- schwindsucht wähnt dort der Aberglaube auf folgende Weise zu be- werkstelligen: Bei Sonnenaufgang begibt sich der Kranke mit einem alten Weibe zu einem Holiunderstrauch und spricht: HoUunder, es schickt mich Gott zu dir, Dass du die Schwindsucht nimmst von mir! Beide knien einander gegenüber und beten mit gefaltenen Händen ein Vater Unser. Darauf legt die Alte die Hand des Kranken auf den Kopf, schaut zum Himmel empor, seufzt tief auf und spricht dann ein Gebet, wie es der Priester beim Segen betet. Sowie die ersten Sterne](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21715725_0026.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)