Die Lehre von den Kopfverletzungen / von E.v. Bergmann.

  • Ernst von Bergmann
Date:
1880
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Lehre von den Kopfverletzungen / von E.v. Bergmann. Source: Wellcome Collection.

    100/600 (page 66)
    wunden, noch mehr aber der mit Splitterungen und Aussprengungen einzelner Knochenstücke verbundenen Hiebe zieht sich ausserordent- lich in die Länge. Fast regelmässig sterben dabei einzelne Stücke vom Rande ab und lösen sich erst durch einen langwierigen Exfolia- tionsprocess. §. 48. Ueber die Veränderungen am Knochen nach glücklich geheilten Schädelwunden kann man sich in fast allen pathologisch- anatomischen Sammlungen unterrichten. Die Dorpater Sammlung besitzt 19 geheilte Hiebwunden des Schädeldaches, 12 sind lineare Wunden in senkrechter oder fast senkrechter Richtung, 3 schräg gerichtete und 4 Lappenwunden mit mehr oder weniger grossem Substanzverlust. Von den ersten 15 penetriren nur 5, von den letzten 4 alle. Die Griessener Sammlung, reich durch das Erbe Sömmering's, birgt 34 geheilte Hiebwunden an 30 Schädeln, von diesen waren 18 pene- trirende. Das Frontale betreffen f), das Parietale 12, das Occipitale 2, das Frontale und Parietale 14, das Parietale und Occipitale 2. Unter ihnen befinden sich mehrere Lappenwunden und solche, von denen aus Fissuren eine Strecke weit durchs Gewölbe verlaufen. In zwei Fällen geht sogar die complet geheilte Fissur auf die Basis hinab, so einmal von einer mit Substanzverlust geheilten Stirnwunde auf das Orbitaldach, und das andere Mal von einer Wunde der seitlichen Schädelgegend über die Schläfeschuppe auf den grossen Keilbeinflügel. Die auf die Externa und Diploe beschränkten Wunden heilen zuweilen ganz ohne Spur, oder hinterlassen, wie in den 7 mir vorliegenden Präparaten, nur eine seichte muldenförmig vertiefte Furche, deren Ränder abgerundet sind und in deren Grund und Umgebung sich eine kaum 1—2 Mm. vordringende Osteosclerose des diploetischen Fach- werkes, auf einem entsprechenden Sägeschnitte nachweisen lässt. Die penetrirenden Wunden heilen gleichfalls vollständig, oder es bleiben in ihnen Lücken wie runde und spaltförmige Gefässlöcher. Zuweilen sind die Lücken auch grösser, so in der nebenstehenden Abbildung (Fig. 12). Der mächtige, 2—3 Mm. klaflfetfde Hieb durchdringt das ganze Stirn- bein von der Mittellinie bis ans Orbitaldach. Die Kanten der Wund- ränder sind geglättet, wie abgeschliffen, aber eine Erfüllung des Spaltes durch Knochenmasse ist nur theilweise zu Stande gekommen. Dagegen sind zwei Stücke der Vitrea, die offenbar völlig aus allem Zusammen- hange gelost waren, wieder angeheilt (bei a und b). Die Knochen- bälkchen, welche dieselben dem darunter liegenden Knochen anlöthen, bilden niedere senkrecht stehende Säulchen, zwischen denen ferne Borsten hindurchgeführt werden können. An einem zweiten Präpa- rate finden sich drei grössere Spalten in der Knochenneubildung, welche den 3 Mm. klaffenden und 4 Ctm. langen Hieb am hinteren untern Abschnitte des rechten Scheitelbeines nur in seiner Tiefe aus- füllt, dagegen überschreitet die Knochenproduction an der Vitrea die Grenzen der Wunde, indem längs ihren beiden Rändern mehrere un- regelmässig gestaltete, knorrige und bis 3 Mm. hohe Osteophyten sitzen. Die letzteren treten in dieser Grösse selten auf, da gewöhnlich bei den Schädelwunden die Knochenneubildung sich auf die V\ und- spalte und deren allernächste Umgebung beschränkt. An der äusseren Oberfläche des Schädels ebenso wie an der inneren sind sogar m den