Die geschichtliche entwicklung des ärztlichen standes und der medicinischen wissenschaften / Von J. Hermann Baas ... Mit 2 abbildungen in holzschnitt.
- Johann Hermann Baas
- Date:
- 1896
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Credit: Die geschichtliche entwicklung des ärztlichen standes und der medicinischen wissenschaften / Von J. Hermann Baas ... Mit 2 abbildungen in holzschnitt. Source: Wellcome Collection.
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![ammen (meschemra) auch Aerzte zugezogen und es gab eigne Gebärzimmer. Sexualleiden müssen häutig gewesen sein, besonders Geschwüre und Fluor, wogegen zahlreiche Arzneimittel, auch Einspritzungen resp. Pessarien angewandt wurden: waren doch die Aegypterinnen bis herab auf Kleopatra bekanntlich nicht sehr tugendhaft und in der Kosmetik, namentlich in der sexuellen (welche v. Oefele für eine Notwendigkeit beim geschlechtlichen Concurrenzkampf in Folge der Polygamie erklärt), sehr rafhnirt. Proceduren zur Beförderung der Conception und zur Diagnose der Schwangerschaft werden angeführt. Ob aber der Kaiserschnitt, wenigstens an der todten Mutter, ausgeführt wurde, ist nicht sicher festzustellen. Dass die alten Aegypter die Erfinder der Pharmacie waren, geht schon daraus hervor, dass sie ihre Arzneimittel nach Maass und Gewicht herstellten. Und wenn selbst Moses, der Schüler der Aegypter, auch Apotheker (Salbenbereiter) erwähnt, darf man vielleicht daraus auch auf einen beson- deren • Apothekerstand bei den Aegyptem schliessen. Selbst Hausapotheken gab es, in Berlin findet sich die der Königin Mentuhotep. - - Recept- formeln existiren in grosser Zahl, eine für kranke Därme lautet: Kümmel 1 (.4 Drachme (qet = 1 Drachme = 6,06 gr), Gänsefett l/s Drachme, Milch 1 Tenat (= 3/5 1), reibe die Samen der Tehnipflanze mit Essig ab und gieb's dem Kranken; Granatäpfelsamen l/s Drachme, Sycomorenfrucht l/s Drachme, Bier 1 Tenat: siede, rühre, esse! Alles, einschliesslich der Signatur, wie ersichtlich, so ziemlich gleichwie bei uns, nur wurde noch bei der Zubereitung und vor dem Einnehmen zu Isis gebetet, was bei uns weg- fällt. Als besonders gut galten alte Recepte und werden oft ausdrück- lich deshalb empfohlen. — Die Zahl der ägyptischen Arzneimittel ist sehr bedeutend (700 nach Ebers). Sie gehörten grossentheils dem Pflanzenreich an (so Strychnos; Meerzwiebel; Opium; Bicinusöl [Kiki], über- haupt Oele, welche ihrer Vorzüglichkeit wegen bis zu Hippokrates und länger aus Aegypten bezogen wurden; Granatwurzelrinde [gegen Bandwurm]; Safran; Coriander u. s. w.), aber auch dem Mineralreich (Spiessglanz-Kimmi, auf die Lidränder gestrichen, sowohl als Toiletten- wie als Mittel gegen Schnaken u. s. w.; Bleiweiss; Grünspan u. s. w.) und dem Thierreich, welchem recht ekelhafte, aber selbst unter uns bis vor nicht langer Zeit angewandte ent- stammten: Eidechsen: Excremente und Urin (z. B. von einer ihrem Manne treuen Frau, wonach, und das ist bezeichnend für die Sitten damaliger Zeit, ein ägyptischer König freilich zehn Jahre suchen musste, als Augenheil- mittel) u. s. w. Und diese Mittel wurden gebraucht als Salben, Pflaster, Dämpfe zum Einathmen, Abkochungen, Pillen, Klysmata. Umschläge u. s. w., wie bei uns. Besonders berühmt war das Kiphi, ein aus vielen aromatischen Stoffen zusammengesetztes Mittel, das hauptsächlich kosmetisch (z. B. im folgenden gewiss sehr deutlichen Recept: ..Für Frauen als Kügelchen her- zustellen, um damit zu räuchern unter ihnen, sodann als Pillen für das Loch](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21035271_0053.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)