Tastsinn und Gemeingefühl / von Ernst Heinrich Weber ; hrsg. von Ewald Hering ; mit einem Bildnis von E. H. Weber.
- Ernst Heinrich Weber
- Date:
- 1905
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Credit: Tastsinn und Gemeingefühl / von Ernst Heinrich Weber ; hrsg. von Ewald Hering ; mit einem Bildnis von E. H. Weber. Source: Wellcome Collection.
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![angeführten Versuch Pfaffe fand er nicht bestätigt. Denn als er einen zinnernen, mit Lauge gefüllten Becher mit den Händen umfaßte, und die Zunge in die Lauge tauchte, schmeckte er keinen sauren Geschmack, sondern einen alkalischen. Bekannt ist der phosphorige Geruch, den die Reibungs- elektrizität im Geruchsorgan erregt. Yolta versuchte vergebens, durch den durch die Nasenhöhle geleiteten galvanischen Strom eine Geruehsempfindung hervorzurufen. Er empfand bei der Schließung und Öffnung der Kette nur ein mehr oder weniger schmerzhaftes Kneipen oder eine bald mehr, bald minder sich verbreitende Erschütterung. Was jenen angeblichen phospho- rigen Geruch betrifft, so wissen wir durch Schönheins Ent- deckung, daß er von einem eigentümlichen Körper, dem Ozon herrührt, der sich unter dem Einflüsse der Reibungselektrizität bildet, und so ist es denn also auch hier gewiß, daß jener Geruch nicht der unmittelbaren elektrischen Einwirkung auf die Nerven zuzuschreiben ist. [510] Es bleibt daher nur noch die Einwirkung der Elektrizität auf das Auge übrig, die nicht so sehr in Verwunderung setzt, da wahrscheinlich Licht, Wärme und Elektrizität Erscheinungen sind, die alle auf Bewegungen des Lichtäthers beruhen. Nicht zu leugnen ist es aber, daß dennoch die Lichterscheinungen bei einem auf das Auge geschehenen Stoße und bei einem einige Zeit dauernden Drucke, und vielleicht auch bei der Durchschneidung des Sehnerven, sowie die Phantasmen bei krankhafter Affektion des Gehirnes oder der Nerverhaut des Auges, sehr unsere fernere Aufmerksamkeit verdienen. Ohne die Mitwirkung des Gehirnes, oder vielleicht auch eines Teiles des Rückenmarkes, gelangt keine Empfindung zum Bewußtsein, entsteht keine Erinnerung, kann sich der Wille nicht durch Bewegung der Muskeln äußern, sind wir nicht fähig zu denken, nicht einmal die Überleitung eines auf einen Empfindungsnerven hervorgebrachten Eindruckes auf die Be- wegungsnerven geschieht im animalischen Teile des Nerven- systems in den Nerven unmittelbar, sondern nur im Gehirne und Rückenmarke. Wenn man also auch keinen ausreichenden Grund hat, das Gehirn und Rückenmark ausschließlich für den Sitz der Seele zu halten, so enthält doch dieses Zentrum des Nervensystems die Werkzeuge, ohne welche wir uns der Ein- wirkungen, die auf die Seele geschehen, nicht bewußt werden, und ohne welche die Seele nicht auf den Körper wirken zu können scheint. Mit dieser Vorstellung von der Wichtigkeit](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21166687_0054.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)