Tastsinn und Gemeingefühl / von Ernst Heinrich Weber ; hrsg. von Ewald Hering ; mit einem Bildnis von E. H. Weber.
- Ernst Heinrich Weber
- Date:
- 1905
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Credit: Tastsinn und Gemeingefühl / von Ernst Heinrich Weber ; hrsg. von Ewald Hering ; mit einem Bildnis von E. H. Weber. Source: Wellcome Collection.
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![des Zentrunis des animalischen Nervensystems stimmen folgende Tatsachen üb er ein: 1. alle animalischen Nerven laufen im Rückenmarke oder Gehirne zusammen, hängen aber auf ihrem Wege von ihrem peripherischen Ende bis zum Rückenmarke und Gehirne nicht untereinander. durch ihr Nervenmark zu- sammen. An abgeschnittenen Armen und Beinen und anderen Gliedern findet die Überleitung von Eindrücken, die auf die Empfindungsnerven gemacht werden, auf die Bewegungsnerven nur dann statt, wenn dieselben wenig- stens noch mit einem Stücke des Rückenmarkes oder Gehirnes ziisammenhängen; 2. wird ein Nerv durchschnitten oder das Leitungsvermögen desselben auf andere Weise, z. B. durch Druck, Erkäl- tung oder Erwärmung eines Stückes der Nerven voll- kommen unterbrochen, so entsteht in den Teilen, die von den Nerven unterhalb der affizierten Stelle ihre Nervenfäden bekommen, weder Empfindung, noch durch den Willen hervorgebrachte Bewegung. Dagegen ver- hindert die Zerstörung der Sinnesorgane die Entstehung der Phantasievorstellungen von solchen Sinneseindrücken, die man ehemals durch diese Sinnesorgane erhielt, nicht; 3. viele Verletzungen des Gehirnes haben einen plötzlichen Tod oder eine gänzliche Empfindungslosigkeit der Sinnes- organe zur Folge, viele vorübergehende Einflüsse auf das Gehirn, von geringer Bedeutung, haben eine vorüber- gehende Ohnmacht zur Folge, die damit beginnt, daß es dem Menschen schwarz vor den Augen, d. h. finster wird, ungeachtet die Augen keine krankhafte Verände- rung erleiden; ein Bluterguß im Sehhügel oder im ge- streiften Körper oder in einem anderen kleinen Teile des Gehirnes in der Nähe derselben bringt eine voll- ständige oder unvollständige Lähmung des Tastsinnes und gewisser Muskeln, in weit voneinander entfernten Teilen der einen Seitenhälfte des Körpers hervor, un- geachtet die krankmachende Ursache [511] auf diese Teile unmittelbar gar nicht eingewirkt hat; dagegen glauben Menschen, denen ein Glied amputiert worden ist, noch Jahre lang Empfindungen in dem nicht mehr existierenden Gliede zu haben, und können dieser Täuschung durch keine Überlegung entgehen, vermutlich weil die Fort- setzungen der Nervenfäden noch Eindrücke auf das](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21166687_0055.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)