Tastsinn und Gemeingefühl / von Ernst Heinrich Weber ; hrsg. von Ewald Hering ; mit einem Bildnis von E. H. Weber.
- Ernst Heinrich Weber
- Date:
- 1905
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Credit: Tastsinn und Gemeingefühl / von Ernst Heinrich Weber ; hrsg. von Ewald Hering ; mit einem Bildnis von E. H. Weber. Source: Wellcome Collection.
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![das Gefühl, als ob die beiden Enden des Zirkels nicht zwei parallele Linien beschrieben, sondern bei ihrer Bewegung, je mehr sie sich der Mitte der Lippe näherten, desto mehr aus- einander wichen, und je mehr sie sich auf der anderen Seite des Gesichtes von der Mitte der Lippen entfernten, desto mehr sich einander wieder annäherten, bis sie endlich wieder in einem Punkte zusammenzukommen schienen. Das obere Ende des Zirkels schien daher einen Bogen zu beschreiben, dessen Konvexität aufwärts, das untere Ende dagegen schien einen Bogen zu beschreiben, dessen Konvexität abwärts gerichtet war. Denselben Versuch [526] kann man sehr bequem auch an der Hand ausführen. Wenn man den Zirkel 4 Paris. Linien oder 6 Linien weit öffnet und mit den in querer Richtung ge- haltenen Enden die Mitte des Unterarmes berührt und ihn dann in steter und gleichmäßiger Berührung mit der Haut nach der Hohlhand und nach der Spitze des Zeigefingers weiter führt, so scheint der Zirkel auch anfangs eine einzige Linie zu beschreiben; auf der Hand teilt sich dieselbe in zwei Linien, und je mehr man sich der Spitze des Zeigefingers nähert, desto mehr scheint sich der Zirkel aufzutun, und desto mehr scheinen die Linien, die er beschreibt, sich voneinander zu entfernen. Auch an der Zunge erfährt man dasselbe, wenn man den Zirkel zwei Linien weit öffnet und damit in querer Stellung die Mitte des Zungenrückens berührt und dann denselben in steter Berührung mit der Zunge zur Zungenspitze führt. Meine Erklärung dieses merkwürdigen Phänomens, die ich schon in meinen Programmen*) niedergelegt habe, ist folgende: *) E. H. Weber, Panegyrin med. indicit d. 31. mens. Maj. 1833 respecta Bud. Sachse diss. inaug. de scarlatina Prolusio XIX. Lipsiae 1833 p. 7. recus. in libro: De pulsu, resorptione, auditu et tactn annotationes anatomicae et physiologicae. Lipsiae 1834. 4. pag.149. »In partibus subtiliori sensu praeditis plures fibrae nerveae quam in partibus obtuso sensu instructis finiuntur. Duabus impressioni- bus in unam eandemque fibram nerveam simul factis, unus tantum et communis sensus, impressionibus autem in duas fibras factis, duplex et diversus sensus oritur. Una eademque fibra nervea haud dubie pluribus cutis locis virtutem sentiendi adfert, hincque fit, ut tarn pauci nervi tantam superficiem cutis sensu perfundant, namque ne acutissima quidem acu cutem pungendo loca sensu plane carentia deprehendes. Loca vero, in quibus impressiones non confunduntur cum impressionibus in viciniam factis, in cute ita disposita sunt, ut in partibus cutis subtiliter sentientibus plura, in partibus obtuse sentientibus pauciora ejusmodi loca, distinctu facilia adsint. Diu- turno manuum aliarumque partium usu variaque contrectatione locorum illorum conscii facti sumus. Quo plura autem ejusmodi 5*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21166687_0077.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)