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Credit: Was wissen wir von der Seborrhöe? / von P.G. Unna. Source: Wellcome Collection.
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![wäre in dem verflossenen halben Jahrliuudert die Physiologie und Anatomie der Haut ebenfalls stehen geblieben. Nur einzelne kri- tische Geister sahen sich zur Äufserung gewisser Zweifel, leichter Änderungen an Unwesentlichem veranlafst; eine Reorganisation von Grund aus, eine Kritik aller Lehrsätze auf Grund der ana- tomischen und physiologischen Thatsacben, welche seither gefunden sind, ist von niemand unternommen. Die Lehre von den Sebor- rhoen ist mithin der Hauptsache nach dort stehen geblieben, wo sie ßAYER und Biett in den zwanziger Jahren hinstellten. Ihre imponierende Abrundung und scheinbare Vollendung ist lediglich ein trauriger Beweis für die unkritische Übernahme alter Dogmen von Autor zu Autor, von Lehrbuch zu Lehrbuch. Wenn es sich um pathologische Anhäufungen von fetti- gen Krankheitsprodukten und Sekreten handelt, hat man sich natürlich bei ihrer Beurteilung zuerst die Frage vorzulegen, woher das physiologische Hautfett stammt. Dafs Rayer, Biett und Cazenave bei den zur Zeit noch durchaus ungenügenden Kennt- nissen über die Sekretionsorgane der Haut alles Fett aus den „Follikeln herleiteten, ist ihnen nicht zu verargen. Inzwischen erschienen aber die Abhandlungen von Gurlt [1], Krause [6] und Meissner [9.10], das Handbuch von KöLLiKER [8], man lernte die beiden fettproduzierenden Sekretionsorgane der Haut: die Knäuel- drüsen und Haarbalgdrüsen kennen, — und ungeachtet dessen finden wirMännerwieBÄRENSPRUNG(1859),ZEissL(1860), F. Hebra (1874) noch ganz auf dem alten Standpunkt stehen und sämtliche sebor- rhoischen Affektionen auf die Talgdi'üsen allein zurückführen, als hätten nicht bereits Krause, Kölliker und vor allen Meissner unwiderleglich bewiesen, dafs auch die Knäueldrüseu Fett sezer- nierende Organe seien. Es ist noch heute jedem, der mit Ernst an unsre Wissenschaft herantritt, zu raten, diese klassischen Ab- handlungen zu lesen, und er wird sich des Eindi-ucks nicht er- wehren können, dafs die Folgezeit diesen Schatz von Wissen nicht nach Gebühr gewürdigt, geschweige denn verwertet habe. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, Belegstellen aus diesen alten Autoren für längst feststehende Thatsachen anzuführen. Es ist Sache jedes einzelnen, seine in dieser Beziehung durch spätere irrtümliche, aber konsequent gepredigte Dogmen irregeleiteten An-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2230244x_0004.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)