Die Pathologie und Therapie der Lageveränderungen der Gebärmutter.
- Schultze, Bernhard Sigmund, 1827-1919.
- Date:
- 1881
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die Pathologie und Therapie der Lageveränderungen der Gebärmutter. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
238/272 (page 218)
![Der Uterus fängt nun an, vom Cervix beginnend, sich zurüekzustülpen. Der Befund vom '29. Juni, vom 9. Tage nach Lösung der Ligatur, ist in Fig. 113 dargestellt. Am 3. Juli ist der Uterus soweit re-invertirt, dass seine tiefste Stelle etwa in der Höhe des inneren Muttermundes steht. Fig. 114 giebt den Befund vom genannten Tage. Am 7. Juli lässt der Cervix eben noch den Finger durch, der Fundus prominirt noch ein wenig in das Lumen des Cavum uteri, dem entspricht an der Aussentläche des Uterus eine flache Delle; einige Tage später ist auch die verschwunden. Die bimanuell ringsum abzutastenden Wände des Uterus zeigen nirgends eine Spur von Tumor. Patientin erholte sich schnell, nahm an Gewicht zu, wurde An- fang August entlassen. Die entfernten Tumoren boten makroskopisch durchaus das Ansehen von Myomen. Auf dem Wege zur mikroskopischen Untersuchung sind sie leider verloren gegangen. Frau L. stellte sich im Juni 1879 wegen Schmerzen und Blutung wieder ein, bis vor 3 Wochen, giebt sie an, sich wohl befunden zu haben. Der Uterus stellt einen bis zur Höhe des Nabels reichenden Tumor dar. Kleinere Tumoren rechts von der Hinterwand des Bauches ausgehend, wenig Ascites. Cervix breit, infiltrirt, klaffend, dem Finger auf 3—4 Ctm. zugänglich. Der Uterus wenig beweglich, rechts hinten der Wand des Beckens kurz angeheftet. Da keine lndication zu operativem Eingriff vorlag, zog Patientin es vor, in ihre Familie zurückzukehren; sie ist im Laufe desselben Jahres gestorben, nicht secirt. §. 206. Eine verhältnissmässig häufige Complieation der Inversio uteri ist die Inversio vaginae, der Vorfall des invertirten Uterus. Unrichtig ist es, diese Complieation als dritten oder vierten Grad der In- versio uteri zu bezeichnen, denn zu jedem der oben genannten Grade der Inversion des Uterus kann die Inversion der Vagina sich hinzugesellen und sie kann fehlen beim höchsten Grade, bei der vollständigen Umstül- pung, wie der auf Fig. 112 abgebildete Fall zeigt. Auch kann der in gleichem Grade der Inversion verharrende Uterus abwechselnd prolabirt sein und in der Vagina liegen. Das Gesagte bezieht sich auf die chronisch gewordene Inversio uteri, die uns hier beschäftigt. Für die acute Entstehung der Inversion in und nach der Geburt trifft es zu, die Inversio vaginae, den Vorfall des umge- stülpten Uterus als den letzten Act, als den höchsten Grad der Umstülpung des Genitalrohrs anzusprechen. §. 207. Anatomie. Die Inversio uteri stellt einen meist weich- elastischen von Schleimhaut überzogenen voluminösen Tumor dar, der die Scheide etwa in ihren oberen zwei Dritttheilen ausfüllt, oder bei gleich- zeitiger Inversio vaginae vor den äusseren Genitalien liegt. Die Gestalt des Tumor ist meist ziemlich symmetrisch, annähernd birnförmig, doch kann dieselbe namentlich durch Tumoren, die in der Wand des Uterus gelegen sind, mannigfach von der beschriebenen Form abweichen. Constant ist der nach aufwärts sich verjüngende Stiel, an dessen Circumferenz der Saum des Muttermundes als nicht immer ringsum vorspringende Leiste und als mehr oder minder tief eins] ringende Falte sich befindet. Die Tiefe dieser dem Muttermund entsprechenden eireulären Falte ist sehr verschieden, je nachdem der Cervix an der Umstülpung sich betheiligt oder nicht. Meist, aber nicht ausnahmslos, theilt der Cervix das Schicksal](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21004572_0238.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)