Graphische Incunabeln für Naturgeschichte und Medicin : enthaltend Geschichte und Bibliographie der ersten naturhistorischen und medicinischen Drucke des XV. und XVI. Jahrhunderts, welche mit illustrirenden Abbildungen versehen sind, nebst Nachträgen zu des Verfassers Geschichte und Bibliographie der anatomischen Abbildung ... / von Dr. Ludwig Choulant.
- Johann Ludwig Choulant
- Date:
- 1858
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Credit: Graphische Incunabeln für Naturgeschichte und Medicin : enthaltend Geschichte und Bibliographie der ersten naturhistorischen und medicinischen Drucke des XV. und XVI. Jahrhunderts, welche mit illustrirenden Abbildungen versehen sind, nebst Nachträgen zu des Verfassers Geschichte und Bibliographie der anatomischen Abbildung ... / von Dr. Ludwig Choulant. Source: Wellcome Collection.
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![er es nur sein für den kleineren deutschen, nicht für den grösse- ren lateinischen Hortus. Man könnte seine Autorschaft ganz leug- nen, wenn nicht die Zeugnisse von Wigand und von Rösslin, die wir angeführt haben, wenigstens dafür sprächen, dass man ihn in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts wirklich für den Verfas- ser hielt. Uebrigens ist der llortus deutsch und lateinisch eine Compi- lation, und giebt sich auch für nichts anderes; ein durchaus ab- geschriebenes Buch hat aber, wie schon Ernst Meyer (Henschel’s Janus III. 95) in Bezug auf den llortus bemerkt, gar keinen Ver- fasser, höchstens einen Redacteur. Nicht minder wünschenswerth wäre es, die Quellen zu ken- nen, aus welchen der Hortus geschöpft wurde; es ist dies aber sehr schwierig, weil die citirten Schriltsteller grösstentheils nicht selbst ausgeschrieben, sondern die Citate aus andern entnommen wurden. So wahrscheinlich mit Hippokrates, Dioskorides, Galenus, Oribasins, Rufus, Theodorus Priscianus, Isidorus Hispalensis, Sera- pion (dem älteren), Avicenna, Jo. Mesue, Averroes, Isaac, Hali Ab- has, Rabbi Moses und dem Rhazes’schen Buche Almansor, welche alle in dem kleineren Hortus angeführt werden. Vielleicht aber auch selbst mit späteren, daselbst angezogenen Schriftstellern, wie der am häufigsten genannte Platearius, dessen Buch Circa instans oft auch ohne des Verfassers Namen citirt wird, Constantinus Afri- canus, Cassius Felix u. a. Denn man hatte ja die grosse Ency- klopädie des Vincenz von Beauvais (f um 1264) und die kleinere des Bartholomäus Anglicus oder Barthol. de Glanvilla (um 1260), i die Pandecten des Matthäus Sylvaticus, der häufig unter dem Na- men Pandectarius citirt wird (Anfang des XIII. Jalirhunderts), aus welchen die Anlührungen gewiss oft genommen wurden. Der häu- fig citirte Serapion und Platearius, vielleicht auch Plinius, können aber wohl auch selbst eingesehen worden sein, j Bisweilen wird im kleineren deutschen Hortus auch der Name i gar nicht genannt, es heisst dann blos: „Die Meister, die würdi- i gen Meister, alle oder etliche Meister sprechen“; auch werden einmal die salernitanischen Frauen (c. 299 papaver)^ die Salerni- taner (c. 321 passulae)^ die Magi (c. 347 salvia), die Sarraceni (c. 406 tartarus] genannt. Auch wird mehrfach genannt: ein Meister Wilhelm Wundarzt, oder mit dem Zusatz: in seiner Ci- rogi, genannt, wahrscheinlich Guilielmus de Saliceto (XIII. Jahr- hundert, 2. Hälfte). In dem grösseren lateinischen Hortus sind die Citate ähnlich, es laufen hier aber auch Citate aus der Bibel und deren Commen- tatoren mitunter, was auf Vincentius Bellovacensis hindeulen kann. In dem Buche von den Thieren erscheint häufig Isidorus (Hispa- lensis), der Physiologus (s. den Artikel Theobaldus in meiner Bü-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2485041x_0113.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)