Ueber die Hasenscharte : ihre operative Behandlung und deren Erfolge / K. Eigenbrodt.
- Eigenbrodt, Karl, 1861-1932.
- Date:
- 1885
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Credit: Ueber die Hasenscharte : ihre operative Behandlung und deren Erfolge / K. Eigenbrodt. Source: Wellcome Collection.
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![noch zu klein sind, während bei älteren Kindern das kosmetische Resultat ein sehr schönes zu sein pflegt. Doch hat diese Bildung kleiner Läppchen aus Lippenroth zur Umsäu- mung sowohl bei der Malgaigne'sehen, wie bei der Mirault'schen Methode einen misslichen, stets zu beachtenden Punkt: die Gefahr nämlich, dass die Läppchen brandig werden, wenn sie zu dünn sind, oder bei der Nath zu sehr constringirt werden. Die neueren Methoden, wie sie von Rose,1 König, Hagedorn u. A. veröffentlicht worden sind, nehmen daher auch nicht Läppchen, die blos aus Lippenroth gebildet sind, sondern solche, die auch noch aus einem mehr oder weniger breiten Stück Lippe bestehen. Ganz typisch hierfür ist die Art, wie jetzt häufig in der Yolkmannschen Klinik angefrischt wird, und wie sie im wesentliche!] durch Genzmer2 in dessen Lehrbuch veröffentlicht ist. Es ist eine Mirault'sche Läppehenbildung, nur dass fast die ganze Höhe der Lippe einerseits (nämlich an der Aussenseite der Spalte) als Läppchen genommen wird, während andererseits auch wieder fast die ganze Masse, welche nach der Anfrischung übrig bleibt, in den Winkel hineingeschoben wird, der durch das Herabschlagen des Lappens entsteht. So wird eine hohe Lippe aus gut ernährten Lappen gebildet. Ein weiteres grosses Hülfsmittel, einen rothen Lippensaum zu bekommen, bei dem weder der freie Rand noch die obere Grenzlinie vom normalen Typus abweichen, ist die Verwendung des Principes der sogenannten „v. Langenbeck'schen Lippensaumverziehung, das in aus- gedehnter Weise zuerst von J. Wolff3 bei den Hasenschartenoperatio- nen verwendet worden ist. Dieses Verfahren beruht auf der grossen Ausdehnbarkeit, Transplantationsfähigkeit und Modellirbarkeit des rothen Lippensaumes. Dadurch ist man befähigt, fast den ganzen Saum einer Lippe abzutrennen und dann ihn in zweckentsprechender Weise verthei- lend, einerseits dehnend, andererseits faltend wieder anzuheften, ohne befürchten zu müssen, dass er abstirbt. Für Nachoperationen ist dies Verfahren jedenfalls von der grössten Bedeutung und vielleicht verdrängt es die Nelaton'sche Operation hier ganz. Ob aber die Anwendung desselben bei primären Hasenschartenoperationen in der Art, wie sie der genannte Autor beschreibt, allgemein werden wird, scheint sehr zweifelhaft. Jedenfalls lässt sich stets schon durch eine beschränktere derartige Ablösung und Verziehung des Lippenroths erreichen, dass die Narbe und Anhäufung desselben von der Hautnarbe weg in die Mittellinie kommt, was durchaus nöthig ist. Schon bei v. Bruns (1. c. pag. 322) und Simon (1. c. pag. 55) finden wir eine Andeutung dieses Gedankens, wenn wir bei ihnen lesen, dass sie 1) Rose, conf. Fritzsche 1. c. pag. 32. 2) Genzmer, Lekrb. d. spec. Chir., 1884, I. Abtli., pag. 107. 3) Wolff, Aren. f. klin. Chir., Bd. XXV, pag. 899.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21223439_0025.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)